🎲 Laßt die Würfel-Spiele beginnen 🎲

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kassandrasrufe Avatar

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Die COVERgestalung mit wie Kekse auseinanderzerbrochenen Würfeln, auf grellgelben Hintergrund, auf den zweiten Blick gesprengelt von Blutstropfen, erinnert erst mal an einen Ratgeber über Spielregeln von Würfelspielen, somit nicht wirklich ein typischer Eyecatcher für Thrillerbücher. Aber, evtl. mag ja doch ein Reglement und System hinter den diversen Taten der Mordserie stecken?
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DER WÜRFELMÖRDER ist Neuauflage samt Titel des Originals „Motive X“, vormals erschienen unter „10 Stunden tot“, vom schwedischen Erfolgskrimiautor Stefan Ahnhem.
DIE RÜCKKEHR DES WÜRFELMÖRDERS (X Ways to Die) ist die Fortsetzung der Dilogie, die diesen Mai aktuell auf Engl. veröffentlicht wurde - aber, Achtung!, damit eingegliedert als Bd. 4 und 5 der Fabian-Risk-Krimireihe!, weshalb nicht gleich in der LP die familiären Verhältnisse des Kommissars verständlich sind, bzw. wie es in seiner Ehe zurzeit bestellt ist.
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Viel Sex & Crime, zu häuslicher Gewalt gesellt sich auch noch Extremismus, Rassismus und Okkultismus nebs Spiritismus… sehr viel wirft hier der Autor würfelnd aufs (Mörderspiel-) Parkett, wobei er ständig an der Spannungsschraube hochdreht, allerdings dann auch abbricht, ohne Antworten den Leser teils im Ungewissen zurückläßt.
Wenn das derart 500 Seiten lang durchweg gehandhabt wird und es dann noch einen weiteren Band braucht, fraglich, ob sich gen Ende alles wirklich logisch und mit genügender Ausführlichkeit auflösen kann, und der Autor somit zuviel riskiert hat. Risk kann dann nichts dafür.
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Inga Dahlberg trifft heimlich Vorbereitungen, um Reidar und damit Kastrup zu verlassen und ihm die Scheidungspapiere zur Unterschrift zu übergeben, um mit ihrem (dazu überredeten) Geliebten nach Paris aufzubrechen. Die ganzen Beschreibungen um die Heimlichkeiten und Treffen erinnern unheimlich erstmal an die Zeilen aus Howard Carpendales Lied „Nachts, wenn alles schläft“.
Unheimlicheres geschieht aber dann noch beim Joggen während ihrer präzisen Planung zur Trennung – denn nicht nur sie organisierte en detail:
Aus der Sicht der gerade Überfallenen und der-dem-Tod-entgegen-sich- Quälenden, die bei all ihren Gedanken die teure Omega-Uhr des vermummten Täters in Verwirrung setzt, erfährt sie anhand letztlich der Stimme, gleichzeitig auch der Leser und damit jetzt schon(!), WER ihr Mörder ist: ihr Lover Ingvar Molander ((Kollege des Kommissars, der Protagonist dieser Reihe ist)). Ob sie jemals in den Fluten gefunden werden wird? (Eigtl. recht seltsam, daß sie nicht gleich via Angelschnur enthauptet wurde…)
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Während dieser Mord im Prolog sich 2007 (im Aug.) abspielt, wird nun in die Zeit gesprungen, zum Juni 2012 und dem nächsten Opfer oder auch nicht, wieder weiblich: Molly Wessmann. Auch hier erfolgt eine ausführliche Beschreibung aus der Gedankenwelt der Bald-Toten(?), die bis aufs Smartphone und Yoga und einem ausschweifenden Sexleben (ONS können im Besitz nachgemachte Wohnungsschlüssel sein) keine wirklichen Übereinstimmungen zum ersten Fall aufzeigt.
Mittels diesen Beschreibungsweisen versucht der Autor spannendes Unbehagen und Grusel aufkommen zu lassen, da er den Leser aus den Augen der Opfer beobachten läßt.
Wird sie nun umgebracht od. doch nicht, das Hintergrundfoto ihres Handy ist neu, eine Duschszene könnte in ein Psychomassaker leiten?, aber nein, der Autor wiegt erstmal in Sicherheit. Doch ihr Pony ist abgeschnitten. Hier soll wohl beim Leser selbst (wie beim verstorbenen Hund) hypertrophe Kardiomyopathie ausgelöst werden? (Atemnot, beschleunigter Herzschlag, Engegefühl in der Brust, Schwindelgefühl bis zur Ohnmacht, Herzrhythmusstörungen.. wenn das mal nicht zum plötzlichen Herztod führt).
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Ein dritter Handlungsstrang wird eingeleitet:
Am Krankenbett seiner seit über 4 Wochen im Koma-liegenden Tochter wieder-erlebt Fabian Risk das Schreckensszenario eines Schusswechels um Matilda in Zeitlupenbetrachtung; ihn plagen Vorhaltungen, er sieht sich schon bei ihrer Beerdigung und seine unterbewußt unwohlen Wahrnehmungen zum undurchsichtigen Kollegen Ingvar Molander bestätigt. Wie war es zu dieser Geiselnahme überhaupt gekommen? Bei dem doch Fabian den Täter per Kopfschuß ausschalten konnte, und der Bauchschuß resultierte noch vom Täter? Ist es die Weitererzählung eines vorhergehenden Bandes? +
Dann erfolgt ein weiterer Wechsel zu einer Handlungsschiene mit Irene Lilja, der Kriminalinspektorin und Fabians Kollegin bei der Polizei Göteborg, und auch hier werden intime Einsichten offenbart (kurz: geiler Versöhnungssex mit Hampus hindert immer die Durchführung einer endgültige Trennung trotz zunehmender Bedrohlichkeitsempfindungen. Daß Hampus einfach so ein Haus mit Garten ihr schenkte, entsetzt sie. Hätte er es mal mit Blumen versucht?).
Sex & Crime-Pattern sollen so anscheinlich erfüllt werden.
Ein 11jähriger Syrer (Moonif) ist auf dem Schul-Nachhauseweg spurlos verschwunden… Neonazis & Rechtsextremismus wie Rassismus kommen damit auch noch aufs Parkett, Hintergrund auch für andere Morde? wie hängen all diese Fälle miteinander zusammen? Und wieder spitzt sich die Lage zu und spült dem Leser Horrorszenarien vor sein inneres Auge, diesmal in Form einer Waschmaschine…
Absatz 4: Ein Telefonat von Fabian mit seiner Frau läßt mich verstehen: hätte ich mal lieber vorab die anderen Bände gelesen… Mathilda erwachte zwar, aber ist es sie die schläft? Ihre Vorahnungen sprechen von einer unheilvollen, unmittelbaren Zukunft.
Absatz 5 findet zurück zum Einsatz in Klippan und der Waschmaschine im Kellergewölbe – wie vermutet wurde dort wohl des Jungen Leiche entdeckt?!, ob allerdings aus der Perspektive von Liljan oder einer Pathologin ist noch nicht klar… beim Weiterlesen vllt. schon?
Wird es dem Autor gelingen, all seine aufgewürfelten Handlungsschienen konsequent und logisch aufzuarbeiten?
Viele Fragen, viel passiert, (noch) keine Antworten – befremdlich - soghaft – Aleae iactae sunt 🎲