Spannendes Verwirrspiel

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marialein Avatar

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Das Ermittlerteam aus Fabian Risk, Sverker „Klippan“ Holm, Irene Lilja, Astrid Tuvesson und Ingvar Molander haben es mit einem besonders grausamen Mord an einem syrischen Flüchtlingsjungen zu tun. Obwohl Fabian Risk auf Grund der schrecklichen Ereignisse in seiner eigenen Familie – seine Tochter Matilda wurde angeschossen und lag lange Zeit im Koma – noch beurlaubt und Tuvesson auf einer Entzugskur ist, arbeiten die Ermittler hart an dem Fall. Wer tut so etwas, und aus welchem Motiv? Lilja zufolge ist es ganz klar Rassismus und bei ihren Recherchen im rechtsextremen Milieu zieht sie schnell den Zorn einiger eingefleischter Nazis auf sich…

Doch dann geschehen weitere Morde. Molly Wessman, die sich in den Tagen vor ihrem Tod bereits beobachtet und bedroht fühlte, wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Lennart Andersson, der in der Fleischabteilung eines Supermarkts arbeitet, wird aus heiterem Himmel mit einem Fleischerbeil angegriffen und brutal abgeschlachtet. Auf den ersten Blick haben die Morde nichts miteinander zu tun – gemeinsam ist ihnen jedoch, dass das Motiv den Ermittlern vollkommen rätselhaft bleibt.

Neben seinen arbeitsintensiven Ermittlungen zum Mord von Molly Wessman arbeitet Fabian Risk aber auch noch an seiner eigenen geheimen Recherche – er führt die Untersuchungen seines verstorbenen Kollegen Elvin weiter. Elvin, an dessen Selbstmord er schon länger Zweifel hegt. Und sein Verdacht verdichtet sich mehr und mehr…

Zugleich darf der Leser auch dem Mörder über die Schulter schauen. So lernt er auch schon beizeiten dessen Motiv kennen. Er mordet nämlich nach Aufträgen. Aufträgen, die er von seinen Würfeln erhält. Tatsächlich hat sich der Würfelmörder ein raffiniertes System erarbeitet, mit dem er ermitteln kann, ob, wann, wo und wie er wen ermorden soll.

Dass uns der Autor einen Blick in den Kopf des Mörders gestattet, heißt aber noch lange nicht, dass man als Leser diese vielschichtige Geschichte durchschauen könnte. Im Gegenteil, die verschiedenen Handlungsstränge sind so konzipiert, dass sie eigentlich mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Bis zuletzt steht der Leser vor so einigen Rätseln, die sich erst – hoffentlich! – im zweiten Teil der Dilogie aufklären werden.

So ist also Spannung von der ersten bis zur letzten Seite vorprogrammiert. Dem Autor gelingt es meisterhaft, den Leser so weit an die Geschehnisse heranzulassen, dass er sich der unmittelbaren Gefahr für die Beteiligten bewusst wird, aber kein Stückchen weiter. Ganz nebenbei webt er auch noch herrliche Zufälle ein, die für die weitere Handlung noch von Bedeutung sein könnten oder eben nicht. Mit blutigen Details geht er – gemessen an der Dichte an grausigen Morden und Gewalttaten – dennoch sparsam um, was ich ebenfalls als sehr positiv empfunden habe.

Was meiner Ansicht nach hingegen etwas zu ausführlich geschildert wurde, waren die geradezu pornografischen Details rund um die Ermittlung um Mollys Sexleben. Um ein Bild von dieser ganzen Swingerszene zu bekommen, hätte es ein kurzer Einstieg auch getan. Etwas zu plakativ fand ich auch das Nazitreffen, dem Lilja beiwohnt. Sicher, unrealistisch ist es nicht, aber vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen. Ganz schrecklich (im Sinne von „eigentlich will ich gar nicht weiterlesen… aber es ist ja zum Glück nur Fiktion…“) ist die Entführung des kleinen Mädchens, die aber dadurch halbwegs erträglich wird, dass der Täter hier einfach ein ganz anderes Kaliber als der Würfelmörder ist…

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist der Würfelmörder ein absolutes Muss für alle Fans von Thrillern, auch solchen wie mir, die es nicht ganz so blutig mögen.