Als Ratgeber ungeeignet

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chaosbaerchen Avatar

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"Diät-Deutsch" soll eine Übersetzungshilfe im Diät-Dschungel sein, taugt als solche aber nur bedingt und auch wenn in allem, was man in dem Büchlein nachlesen kann, ein wahrer Kern steckt, den wohl niemand leugnen kann, so ist doch alles ziemlich verzerrt und ins Lächerliche gezogen worden. Mein Humor ist das nicht, schon gar nicht bei einem eigentlich ernstzunehmenden Thema.

Vielleicht schätze ich aber auch die Zielgruppe falsch ein. Leute, die normalgewichtig oder leicht übergewichtig sind und eine Konfektionsgröße haben, die man in gewöhnlichen Läden bekommt, sprich Größe 36/38 bis 42/44 müssen in der Regel nicht abnehmen. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie sich nicht zu dick fühlen und eine Diät nach der anderen machen. Für diese Personengruppe mag das Büchlein eine Bestätigung ihrer Erfahrungen sein. Vielleicht stellen sie sogar fest, dass ihre eigenen Verhaltensweisen ad absurdum geführt wurden. Das wäre zumindest ein kleiner Erfolg. Allerdings gibt das Buch auch ihnen nichts an die Hand für die Zukunft, denn nur ganz am Ende werden ein paar Tipps gegeben "wie man nun wirklich abnimmt": im Sitzen und nur zu den Mahlzeiten, nicht dazwischen essen; nicht zu schnell, nicht zu viel oder zu fett essen; wenig Alkohol. Tja, das war's dann aber auch schon. Kann ein Laie mit solchen Standardfloskeln was anfangen? Ich bezweifle das sehr stark.

Wenn man mal besagte Gruppe der Normalen beiseite lässt, wer könnte noch an einem Buch interessiert sein, das damit wirbt, endlich mal Klarheit zu schaffen? Vermutlich stark Übergewichtige und Adipöse, die wirklich abnehmen wollen bzw. dies vielleicht sogar aus medizinischen Gründen sollten und Essgestörte, die sowieso alles verschlingen, was der Markt zu diesem Thema hergibt. Beide Gruppen werden in dem Buch nichts wirklich Neues oder Hilfreiches finden. Ganz im Gegenteil gewinnt man den Eindruck, dass Nahrung und Kalorien etwas sind, womit man sich gar nicht erst näher beschäftigen sollte, weil beides sich nicht mit einem schlanken Körper vereinbaren lässt. I sofern ist die Message in demBuch leicht widersprüchlich.

Das Kapitel "Essen, der Feind in meinem Kühlschrank" war so Klischee-besetzt, dass es mich geärgert hat. Es gibt keine per se dick machenden Lebensmittel. Und Süßstoffe haben durchaus ihre Vorteile.
Säfte enthalten so viel Zucker wie das Obst, aus dem es gewonnen wurde. Da die Ballaststoffe aber fehlen und die Inhaltsstoffe nicht mehr durch die Schale geschützt sind, sind sie nicht ganz so gesundsheitsfördernd. Dennoch sind sie eine tolle Ergänzung und als Schorle ein empfehlenswerter Durstlöscher, vor allem beim Sport und im Sommer, denn das Wasser wird viel schneller vom Körper ausgenommen als ohne den Saft. Zudem gibt es in der Qualität der Säfte große Unterschiede. Ein Fruchtsaftgetränk kann mit einem Direktsaft nicht mithalten.
Auch bei Thema Kantinenessen fand ich die Botschaft: "Geh dort essen und Du wirst unweigerlich dick." recht ungefiltert. Grossküchenessen ist nicht unbedingt ernährungsphysiologisch wertvoll, aber man darf es nicht so pauschal verurteilen und dick macht nicht das Essen selbst, sondern der dauerhafte Überschuss an Energie, der nicht verbraucht wurde. Diesen auf einzelne Nahrungsmittel zurückzuführen, ist Blödsinn.
Es gibt noch viele weitere Beispiele

Ich persönlich halte von kurzfristig angelegten Diäten überhaupt nichts. Alles, was ein Ende in Aussicht hat, bedeutet letztlich nur: ich mache etwas, was ich nicht durchhalten kann. Das rächt sich. Am Ende holt man sich alles, was man sich verkniffen hat, zurück und das oft doppelt und dreifach.

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten. Eine langfristige Umstellung der Ernährung zum Beispiel, ohne massive Einschränkungen und ohne einen vorgegebenen Plan, der überhaupt nicht zu den eigenen Gewohnheiten und Vorlieben passt.
Zudem spielt die Bewegung auch eine Rolle. "Sport statt Essen" sollte es nicht sein (zumal Sport hungrig macht), aber regelmäßige Bewegung an der frischen Luft macht den Kopf frei und schafft nach dem Essen Abstand.
Eine zusätzliche Ernährungsberatung ist sicherlich auch hilfreich. Vor allem, wenn es darum geht, zu unterscheiden, wie sich die Lebensmittel unterscheiden und was gut durch kalorienärmere Varianten ersetzbar ist, ohne dass man auf den Genuss verzichten muss.

Fazit:
Wenn man nur nachlesen will, was im Bereich der Ernährung für Klischees dominieren und das Buch nicht zu allzu ernst nimmt, dann ist es eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, zumal es optisch durchaus attraktiv gestaltet ist. Wenn man aber eine Hilfestellung beim Abnehmen sucht, dann ist es schlichtweg ungeeignet. Hier empfehle ich ausdrücklich den Gang zur professionellen Ernährungsberatung.