Ein eigenwilliger Ratgeber

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„In dem Augenblick, in dem der Instinkt dir sagt, du sollst auf ein Ziel hin handeln, zählst du
5 – 4 – 3 – 2 – 1
und bewegst dich körperlich, sonst hält dein Gehirn dich auf.“

Das ist die 5-Sekunden-Regel von Mel Robbins, die laut der Autorin dein ganzes Leben verändern kann.

Das Cover sieht so toll aus mit dem Golddruck, leider nutzt er sich super schnell ab. Ich behandle meine Bücher sehr schonend, wenn ich sie in die Handtasche stecke, kommt eine Buchtasche drumrum. Dennoch ist die große „5“ schon arg in Mitleidenschaft gezogen, schade.

Wie ging es mir beim Lesen?
Erst mal fällt die extrem kleine Schrift auf, vor allem abends war das etwas anstrengend. Das Buch liest sich wie eine Dauerwerbesendung, in einem reißerischen Tonfall mit unglaublich vielen Wiederholungen. Es ist durchzogen von Posts, Facebookeinträge, Blogbeiträge, die Mel Robbins erhielt, wobei die Autorin immer davor oder danach eins zu eins daraus zitiert. Ungewöhnlich und sehr gewöhnungsbedürftig.

Man merkt in weiten Teilen, dass es eine amerikanische Autorin ist, schon allein, weil die Idee, sich wie beim Countdown zum Raketenstart mit „Five, four, three, two, one – go!“ zu motivieren in Englisch eindeutig spannender klingt als im Deutschen. Auch manche Gewohnheiten oder Ziele konnte ich gar nicht nachvollziehen.

Manche zitierten Beiträge stimmten mich sehr nachdenklich. Ob es gesund ist, ohne Vorlaufzeit aus dem Bett zu starten, sich beruflich immer wieder über seine Grenzen hinaus zu pushen und ein „Super-Ich“ zu werden? Ein Kapitel darüber, sich auch zum Loslassen und Regenerieren Zeit zu geben, hätte in der heutigen Zeit nicht geschadet.

Die Idee, sich mit der 5-Sekunden-Regel selbst aus der Komfortzone zu schubsen, sich damit ein Anfangsritual zu schaffen, um über seinen Schatten zu springen, unliebsame Gewohnheiten loszuwerden oder gesunde anzutrainieren, gefiel mir aber im weiteren Leseverlauf immer besser!

Das Buch ist aufgepeppt mit Botschaften, die man sich ausschneiden kann, um sie an Stellen zu positionieren, wo man oft hinsieht. Das sind so kleine Dinge, die ich sehr mag.

Auch werden andere Tricks vorgestellt, mit denen sich das Leben leichter meistern lässt. Besonders gefallen hat mir das Kapitel über Angst, die Unterscheidung zwischen Panik und Panikattacken und wie man diese durch „Angstumbewertung“ in den Griff kriegen kann.
Ob ich jetzt wirklich um 5 Uhr morgens ins Fitnesscenter springe, glaube ich nicht, schon alleine deshalb, weil ich keines wüsste, das um diese Zeit offen hat ;)

Aber ich ertappe mich momentan dabei, wie ich mir zwei Tagesziele notiere und mich mit „3 – 2 – 1 und hopp“ (man darf den Countdown für sich modifizieren) motiviere bei Tätigkeiten, wo ich sonst herumjeiere, obwohl ich genau weiß, dass ich sie erledigen muss. Somit waren durchaus brauchbare Impulse für mich dabei!

Fazit: Ein eigenwilliger Ratgeber, dem man seine amerikanische Herkunft anmerkt, der aber durchaus mit guten Ratschlägen und Impulsen aufwarten kann.