Must-Read für Dystopiefans!

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chrissey22 Avatar

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Erster Eindruck:
Der Klappentext zu „Die Arena“ hatte mich von Anfang an überzeugt, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. London in naher Zukunft: das schrie förmlich nach Dystopie – und so war es dann auch!
Zugegeben die Teilung in Ober- und Unterschicht ist so klassisch wie das Genre selbst, doch es ist eben auch ein Thema, dass niemals an Aktualität einbüßen wird. Ein Dauerbrenner – gewissermaßen ein trauriger „All-Time-Favorite“. Doch natürlich stellte sich mir nach dem Klappentext eine ganz entscheidende Frage: Ist der Ansatz neu? Ist er frisch und unverbraucht? Lohnt es sich?
Und rückwirkend kann ich schon jetzt vorwegnehmen: Das tut es.
Schreibstil:
Ich bin ein Fan der „Ich-Perspektive“. Sie ist persönlicher, näher am Geschehen und überhaupt kann ich mich um Längen besser mit den Figuren identifizieren. Hoshiko und Ben waren mit all ihren Gedanken, Gefühlen, Ängsten und Problemen direkt nah am Leser. Die Beschreibungen der neuartigen Welt, des Zirkuslebens und der Gesellschaft empfand ich als sehr einnehmend und manche Beschreibungen haben mich in ihrer Detailweite wirklich fasziniert. Hayley Barker versteht es den Lesern Bildern zu zeigen, die sie ohne ihre Worte niemals zu Gesicht bekommen hätten.

Inhalt:
Zentrales Leitmittel dieses Buches ist – die Liebe. Zugegeben, das war der einzige Punkt, der mich etwas unruhig machte. Liebe in Jugendbüchern dieser Zeit wirkt immer sehr platziert. So als hätte man beim Kochen eines Rezepts vergessen zu Salzen und dann kurz vor Ende kippt man auf gut Glück noch mal ordentlich Salz nach – Sicher ist sicher. Salz, nein ich meine natürlich Liebe, als Würzmittel für jedes Jugendbuch. Und leider war es bei diesem Buch ähnlich. Die ersten 300 Seiten sind in meinen Augen grandios. Wir lernen die beiden Hauptfiguren kennen, jede feststeckend in ihrer eigenen kleinen Welt, aus der sie nicht entkommen können. Die kurzen, sich abwechselnden Kapitel bringen ein gelungenes Tempo in die Geschichte. Das war definitiv ein klarer Pluspunkt für das Buch. Doch dann, als es um das „sich verlieben“ geht, dass der Klappentext natürlich auch schon groß anteasert, verlor Hoshiko für mich einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit. Einen Teil ihres Feuers, ihres Antriebs. Sie verriet sich in meinen Augen beinahe selbst. Und das nehme ich Figuren krumm. Das liegt aber nur daran, dass ich persönlich von dieser überpräsenten „Komm-wir-verlieben-uns-auf-den-ersten-Blick“ Lawine einfach genug habe. Persönlicher Geschmack eben.
Handwerklich und auch von der Idee bleibt das Buch klasse. – Keine Frage! Die „Liebelei“ ist präsent. Ja das ist sie. Aber rückwirkend mit etwas Abstand muss ich dennoch sagen: etwas weniger hätte ich besser gefunden, Hauptaugenmerk liegt dann aber zum Glück ganz schnell wieder auf dem zentralen Thema des Buches: Der Gesellschaftskritik, der Freundschaft und Liebe zur Familie. Alles zentrale Aspekte, die in diesem Buch perfekt harmonieren und die mich letztlich auch überzeugt haben, dass ich den 2. Band unbedingt lesen muss. Hoshiko und Ben sind zwei tolle Figuren, mit Ecken und Kanten. Man kann sie zum Teil als naiv bezeichnen, oder man versucht sich eben in ihre Lage zu versetzen und sich zu fragen, ob man in dem Alter wirklich reifer gehandelt hätte. Vermutlich nicht, vielleicht aber doch? Letztlich ist dieses Buch sehr gelungen, trotz der für meinen Geschmack etwas zu präsenten Liebelei im Mittelteil des Buches. Der Untertitel „Grausame Spiele“ passt in meinen Augen leider überhaupt nicht, denn gespielt wird im Zirkus nun wirklich nicht. Auch die Vergleiche zu „Tribute von Panem“ hinken.


Fazit:
Die Arena ist eine klassische Dystopie mit zwei sehr individuellen Charakteren. Sowohl für eingefleischte Dystopiefans, als auch für Neueinsteiger ein Must-Read. Wer Liebe in Büchern mag, wird die Arena lieben. Wer aber auch gut auf sie Verzichten kann, muss dann eben an manchen Stellen die Augen etwas zusammenkneifen (Es klappt, ich hab‘s ja auch geschafft!).