Miss Make-Up, Damenbinden und Trockenpflaumen

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naraya Avatar

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Valeria di Napoli hat einen besonderen Blick für das Leben. Das bemerkt man sofort, wenn man ihr unter dem Künstlernamen „Pulsatilla“ erschienenes Werk „Die Ballade der Trockenpflaumen“ zum ersten Mal liest. Den Namen „Pulsatilla“ gab sich die Italienerin nach einer Pflanze, die ihrem Homöopathen nach gegen Boshaftigkeit helfen solle. Doch gegen die Autorin und ihr loses Mundwerk scheint kein Kraut gewachsen zu sein.

Eigentlich gibt es kein Thema, das hier nicht angesprochen wird. Nichts ist zu privat, nichts zu peinlich. Pulsatilla beginnt bei ihrer Geburt; schon damals tat sie nicht, was man von ihr erwartete: sie hatte nämlich das falsche Geschlecht. Statt einem strammen Stammhalter bekam ihr Vater ein anstrengendes Mädchen, das die ganze Familie systematisch in den Wahnsinn trieb. Aus dem Kind wird eine junge Frau, die von Selbstbefriedigung erzählt und von ihrer Periode, von der Angst, nicht dazuzugehören und dem Drang, eine Diät zu machen. Im ersten Moment scheint die Autorin zu provozieren, aber je mehr man darüber nachdenkt, desto häufiger muss man zugeben: die Frau hat absolut recht. Auch mir ist es einbeispielsweise ein Rätsel, warum die Wissenschaft die wunderbarsten Dinge schafft, aber niemand eine Damenbinde erfinden kann, deren Flügel tatsächlich dort kleben bleiben, wo sie es sollen. 

Die Kapitel des Buches sind sehr kurz(weilig) und behandeln immer unterschiedliche Themen, zu denen Pulsatilla ihre Meinung kundtut oder etwas aus ihrem Leben erzählt. Diese Knappheit ergibt sich aus der Erscheinungsform, in der diese Texte zuerst publiziert worden: ein Blog. Das Blog scheint so immer mehr zum Mitteilungsorgan unserer Gesellschaft zu werden. Jeder hat etwas zu sagen, will aber am liebsten unerkannt bleiben. Ob ein Blog in Buchform funktioniert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Hier hat das aber ganz gut geklappt, finde ich.