Nichts bleibt ungesagt

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buecherfan.wit Avatar

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"Die Ballade der Trockenpflaumen" ist ein sehr erfolgreiches, aus einem ebenso erfolgreichen Blog hervorgegangenes Buch einer jungen Italienerin, die unter dem Pseudonym Pulsatilla schreibt. Wir werden durch den Klappentext schon vorgewarnt, dass sie alles, wirklich alles offen anspricht - die Tatsache, dass ihr Vater unbedingt einen Sohn wollte, ihr etwas gestörtes Verhältnis zu den Eltern, die der linken Szene angehören und ihr deshalb eine etwas andere Kindheit bescheren, die sie zur Außenseiterin zu machen droht, weiterhin ihren Umgang mit einer Vielzahl ungeliebter Puppen, ihre Magersucht und schließlich ihre  Menstruationsbeschwerden.

Pulsatilla pflegt einen lockeren, häufig witzigen, manchmal aber auch ausgesprochen derben Stil, der gewöhnungsbedürftig ist und vielleicht über die ganze Distanz eines Romans etwas nervtötend werden könnte. Über ihre radikale Nulldiät sagt sie: "Wenn du die Dreißigkilomarke erreichts und schon zu Statistencastings für Holocaust-Filme eingeladen wirst, heißt das, die Diät funktioniert großartig." Das ist noch einigermaßen witzig. Was sie über ihre Regelschmerzen mit Durchfall schreibt, ist für mich schon nicht mehr komisch, sondern geschmacklos ("Was einfach passiert, ist, dass die beiden Dämme gleichzeitig brechen, weswegen du immer, wenn du auf dem Pott hockst, an zwei Fronten zugleich kämpfst. während der Periode bin ich mittlerweile ein menschlicher Simpf, bedrogt (???), blutbesudelt, Hyänengrinsen im Gesicht, und nebenbei noch inkontinent."). Ich  ziehe eindeutig subtilere Formen von Humor vor.