Ein spannender Roman und zugleich ein interessantes Sachbuch

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kleine hexe Avatar

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Im Allgemeinen kann ich mich für Ratgeber zum Leben nicht begeistern. Aber dieses Sachbuch verspricht anders zu sein. Die Leseprobe beginnt wie ein Roman. Keine Spur von erhobenem Zeigefinger, kein Moralisieren, kein überheblicher Ton, nach dem Motto: "ich bin perfekt, wer mir nicht folgt ist selber schuld und muss die Konsequenzen tragen." Also lasse ich dieses Buch gelten.
Es beginnt spannend, mit einem alten Mann (und ja, 94 ist alt) der in seine abgelegene Hütte hoch in den Bergen hinauf wandert. In der Nacht bricht ein Gewitter los und er hört und sieht wie jemand im Wald umherirrt. Es ist ein junger Bursche, den er in die Hütte ins Warme holt. Sie erzählen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte und wir können feststellen, sie verläuft ähnlich.
Man hat fast den Eindruck, es gibt bestimmte Gussformen, in die manche Menschen gepresst werden und – auch wenn diese Menschen uns auf den ersten Blick als unangepasst erscheinen – sie ihr Leben dann in die eigenen Hände nehmen und es auf eine erfüllende Weise meistern. Der alte Mann und der Jüngling sind etliche Generationen auseinander. Und doch verbindet sie so vieles. Beide hatten in ihrem Leben einen älteren Mentor, der ihnen den Weg gewiesen hat, sie unterstützt hat, ihnen still und unaufdringlich geholfen hat. Beide sind Meister im Kajakfahren gewesen, der ältere hat sogar eine Polumrundung gewagt und erfolgreich zu Ende geführt.
Ich betone, dieses ist ein Sachbuch. Aber es gibt keine lang- oder kurzatmigen Belehrungen, kein explizites Hinweisen auf den einzig wahren und richtigen Weg, den man gehen muss. Die Lehren, die wir und die zwei Männer ziehen können, so wir wollen, sind schon da. In Sätzen die komplett in der Handlung integriert sind, immanenter Teil davon. Man liest das Buch gerne und fühlt sich am Ende bereichert und nimmt sich vor, immer mal wieder darauf zurückzugreifen.