autobiographische Lebensbeichte

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maulwurf123 Avatar

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"Die Beichte einer Nacht" wurde von Marianne Phillips vor ca. 90 Jahren geschrieben. Es handelt sich bei dem Titel um einen autobiographischen Roman, der in einer Übersetzung von Eva Schweikart im Diogenes Verlag im April diesen Jahres erschienen ist.

Im Mittelpunkt der ca. 264 Seiten umfassenden Handlung steht die Protagonistin Heleen. Sie ist eine ältere Frau und befindet sich in einer Nervenklinik. Dort vertraut sie eines Nachts einer Schwester ihre Lebensgeschichte an. Heleen erzählt vom Aufwachsen in einer kinderreichen protestantischen Familie und ihrem darauffolgenden gesellschaftlichen Aufstieg. Sie berichtet von ihrer großen Liebe: Hannes. Und auch von ihrer jüngeren Schwester Lentje, um die sie sich seit dem Tod der Eltern kümmerte. Mit ungeahnten Folgen, denn ihrer eigenen Eifersucht konnte sie sich nie entziehen...

Geschrieben aus der Ich-Perspektive werden die einzelnen Seiten vom Leser regelrecht verschlungen. Von Anfang an packt einen die Geschichte. Der Schreibstil ist fesselnd; die Orte, Handlungen und Schauplätze werden gut und bildhaft beschrieben.

Der Roman ist seiner damaligen Zeit (1930) deutlich voraus. Er weist einen sehr tiefsinnigen und psychologischen Inhalt vor, so handelt er doch in erster Linie von weiblicher Identität, Moral, Wahnsinn und die Suche nach dem Glück im Leben.

Der Spannungsbogen zieht sich konsequent durch die Kapitel und wird mit einem in sich stimmigen Schluss beendet.

Besonders gelungen ist ebenfalls das Nachwort, welches von Judith Belifante, welche die Enkelin der Autorin ist. Hier erfährt der Leser mehr über Marianne Philips, ihrem Werk sowie ihrem Leben. Dies ist gerade auch deshalb spannend, weil dem Roman autobiographische Elemente zugeschrieben werden können. Geschrieben hatte die Autorin die Geschichte während ihrer eigenen Psychotherapie.

Fünf Sterne für ein tolles Werk! Absolute Leseempfehlung.