Das Anamnesegespräch

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wilde hummel 1 Avatar

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Marianne Philips Wiederauflage eines bereits 1930 verlegten Romans Die Beichte einer Nacht ist eine echte Wiederentdeckung. Heleen befindet sich in der geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt. In einer Nacht erzählt sie ihre Geschichte einer Nachtschwester und es wird ein langer, intensiver Monolog. Es findet nichts anderes statt, wie diese eine Berichterstattung, ein Kammerspiel oder wie das Vorlesen eines Tagebuchs. Die Patientin muss sich den Druck von der Seele reden und so erzählt sie sich selbst ihre Geschichte, um sich selbst zu verstehen. Sie beginnt mit der Kindheit. Als ältestes Kind von 9 weiteren Geschwistern trägt sie früh die häusliche Verantwortung und in ihr wächst die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Der soziale Aufstieg einer Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts war oft nur über Liebhaber möglich. Die Protagonistin findet auch ihre große Liebe und heiratet Hannes. Die kleine Schwester Lientje nimmt sie nach dem Tod der Mutter zu sich. Soweit der äußere Rahmen. Gleich zu Beginn des Roman weiß man, dass die Geschichte tragisch enden wird. Die Beichte einer Nacht ist das Psychogramm einer Frau seiner Zeit. Interessant ist dabei, wie die in der damaligen Zeit noch junge Psychoanalyse Einfluss auf den Erzählstil nimmt. Die Protagonistin blickt sich selbst schonungslos in die Seele und reflektiert die fast unvermeidliche Zuspitzung der Geschichte in Form einer Selbstanalyse ihrer Emotionen. Zitat: Der Anfang lässt sich immer finden; wo und ab wann festgestanden hat, dass wir (ich) krank werden mussten.....