Eine faszinierende Beichte

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Heleen erzählt in einer Nervenklinik der Nachtschwester ihre Lebensgeschichte, angefangen vom Aufwachsen als Älteste in einer kinderreichen Familie. In ärmlichen Verhältnissen lebend liegt ihr Schwerpunkt notgedrungen auf der Erziehung ihrer zahlreichen jüngeren Geschwister und der Entlastung der Mutter. Doch sie kämpft sich nach oben, erarbeitet sich eine gute Anstellung und erweitert ihre Bildung, durchlebt eine schwierige Ehe und trifft ihre große Liebe Hannes. Außerdem kümmert sie sich um ihre jüngste Schwester Leentje, zu der sie ein sehr gespaltenes Verhältnis hat. Geplagt von Selbstzweifeln und Eifersucht kommt es schließlich zu einer furchtbaren Tragödie.
Marianne Philips ist es gelungen, eine interessante Lebensgeschichte auf sehr ungewöhnliche Weise zu erzählen. Das ganze Buch ist als Monolog geschrieben, dabei bleibt die Nachtschwester, der die Beichte erzählt wird, völlig im Hintergrund, körper- und namenlos. Hat man sich in diesen Schreibstil eingelesen fesselt einen die Geschichte von Heleen, die zugleich auch biografische Züge aus dem Leben der Autorin trägt. Das Wissen darum und die Zeit der Erstveröffentlichung 1930 macht dieses Buch noch faszinierender. Marianne Philips war eindeutig ihrer Zeit voraus, hat mutig und offen von den Problemen als Frau geschrieben bis hin zu schrecklichen Fantasien und psychischen Qualen. Sehr interessant auch das Nachwort von Judith Belinfante, der Enkelin der Autorin.
Ein ungewöhnliches Buch, ausgefallen geschrieben und hoch interessant - unbedingt zu empfehlen.