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macmax Avatar

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Die Beichte einer Nacht von Marianne Philips hat mir gut gefallen. Es handelt sich um die deutsche Erstveröffentlichung eines bereits 1930 auf niederländisch erschienen Buches.
Wir lernen in der Geschichte Heleen kennen, die in einer Nervenklinik in Behandlung ist und während einer Nacht der diensthabenden Pflegerin ihre Lebensgeschichte in Form eines Monologes erzählt. Sie berichtet von ihrer Kindheit in ärmlichen Verhältnissen, von ihrer jüngsten Schwester Lentje, um deren Erziehung sie sich kümmern musste und die sie nach dem Tod der Eltern zu sich genommen hat und ihrer Flucht aus dem elterlichen Haus mit anschließendem gesellschaftlichen Aufstieg.
Philips spielt in der Geschichte wunderbar mit uns als Leser. Immer wieder musste ich darüber nachdenken, was an Heleen bereits krankhaft, was noch als normal zu werten ist und vor allem, wie es dazu kommen konnte. Wir gleiten mit ihr so langsam in ihre krankhaften Züge ab, dass man es beim Lesen fast gar nicht merkt.
Generell mag ich unbekannte alten Geschichten, die neu aufgelegt werden und uns einen Blick in die Zeit vor fast 100 Jahren verschaffen. Auch dieses Buch habe ich unter diesem Gesichtspunkt gelesen. Wer es mit moderner Literatur vergleicht wird sicherlich enttäuscht sein, aber für 1930 muss dieses Buch mit einer psychisch kranken monologisierenden Protagonistin geradezu revolutionär gewesen sein.