Was vom Leben noch bleibt...

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lilly_molamola Avatar

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... ist die Beichte, die Heleen eines Nachts in der Nervenheilanstalt bei der Nachtschwester ablegt. Heleen beichtet in Form eines inneren Monologs, die Nachtschwester scheint aber ohnehin mit ihrer Handarbeit beschäftigt zu sein. Schlicht und sachlich beschreibt die Protagonistin, die in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und permanent auf ihre neun jüngeren Geschwister aufpassen, die ihre Mutter in regelmäßigen Abständen gebar.
Als ihr ihr erster Liebhaber eine feste Anstellung als Verkäuferin in einem Männerbekleidungsgeschäft für einen Hungerlohn verschafft, eist sich Heleen von der Familie los. Ihre Mutter akzeptiert ihre Entscheidung stoisch, ihr Vater sagt ihr den Weg der Gottlosen voraus. Heleen macht das Beste aus ihrer Entscheidung und wird eines Tages vom Direktor des Kaufhauses Camelor abgeworben, für das sie eine Luxusartikel-Abteilung aufbauen sollen. Heleen arbeitet sich rasch die Karriereleiter hinauf und bringt es gar zur Abteilungsleiterin. Schließlich willigt sie in die Ehe mit dem schrulligen Kunstkritiker Charles Gould ein, die ihr aber kein Glück bringt. Als der goldene Käfig sie zu ersticken droht, lässt sie ihn eines Tages sang- und klanglos stehen. Sie nimmt ihre jüngste Schwester Lientje zu sich, da ihre Eltern nicht mehr in der Lage sind, sich um sie zu kümmern. Als Heleen die Bekanntschaft von Hannes, Lientjes Schwimmlehrer macht, ist es um sie geschehen und der Anfang vom tragischen Ende nimmt seinen Lauf...
Ich mochte den nüchternen und knappen Erzählstil, mit dem die Autorin Heleen ihr Leben Revue passieren lässt. Immer wieder fragt sie die Nachtschwester, warum sie ihr denn nicht zuhören würde, man solle sie nicht für verrückt erklären. Die Mischung aus Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen, Ruhm, Ansehen, wahre Liebe, Eifersucht und tragischem Ende sind in der Literatur nichts Neues, machen den Roman aber dennoch spannend, als Leser will man unbedingt wissen, auf welches Ende Heleen immer wieder anspielt. Doch die letzten 80 Seiten sind nur noch mühsam: Heleen ertrinkt beinahe in ihrem Selbstmitleid, immer wieder beteuert sie, dass sie wisse, wie sehr Lientje und Hannes unter ihr leiden müssen und alles bald ein Ende haben werde. Und eben dieses Ende scheint sie am Ende gar nicht zu bereuen: Emotionslos und kalt berichtet sie von jener fatalen Nacht.
Leider hat für mich das Lesevergnügen nach gut 180 Seiten aufgehört, weil die Handlung für mich ins Stocken kam und Heleen von da an immer wieder nur dasselbe erzählt. Man merkt, es kommt ein fulminantes Ende, aber so wie dieses kommt, ist der Roman auch schon zu Ende. Daher leider nur 3*.