Das literarische Paris der 1920ger Jahre

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helgard 31 Avatar

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Ein Buch für Bücherfans. Mit einem sehr schönen Cover, dass in jene Zeit hineinzieht. 1919 erfüllt sich die Amerikanerin Sylvia Beach ihren Traum und eröffnet in Paris die Buchhandlung "Shakespeare and Company". Wir begleiten Sylvia und ihre Lebensgefährtin Adrienne Monnier, die ebenfalls eine Buchhandlung führt, über einen Zeitraum von 15 Jahren. Paris nach dem ersten Weltkrieg, eine schwierige und gleichzeitig eine übersprudelnd freizügige Zeit. Viele Amerikaner*innen zieht es in die Metropole an der Seine, weg von amerikanischer Prohibition und politischer Engstirnigkeit. "Shakespeare & Company" wird zur Anlaufstelle der nach Paris reisenden Amerikaner und zum Treffpunkt angehender und bereits bekannter Schriftsteller*innen – u.a. Ezra Pound, Ernest Hemingway, Gertrude Stein, André Gide, James Joyce. Um Joyce und seinen Roman „Ulysses“ dreht sich ein großer Teil dieses historischen Romans, denn Sylvia verlegt unter fast unüberwindlichen Schwierigkeiten das in Amerika verbotene Buch.
Kerry Maher nimmt uns mit auf eine Reise durch das künstlerische und literarische Paris jener Zeit. Auch das Private kommt nicht zu kurz - die Beziehung von Sylvia und Adrienne, die Ehen und Liebeleien der Schriftstellerfreunde, aber vor allem die komplizierte Freundschaft zwischen Sylvia und Joyce und ihre aufreibende Verlegertätigkeit mit seinem Roman. Sylvia Beach scheint eine zurückhaltende und, trotz ihres Erfolges, unsichere Frau gewesen zu sein. Das spiegelt sich im Buch wider und macht ihre Emotionen oft schwer greifbar. Trotzdem war es ein Vergnügen, in das literarische Leben jener Zeit einzutauchen.
Im Nachwort verrät die Autorin, wie viel historische Fakten und wie viel Fiktion im Roman stecken. Ein charmanter Ausklang. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, vor allem für literarische interessierte Leser*innen.