Starke Frauen und Joyce!

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chomaky95 Avatar

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Passagenweise ist "Die Buchhändlerisch von Paris" wunderbar geschrieben. Ich fühlte mich etwa bei den gekonnt atmosphärischen Beschreibungen der Weltstadt Paris direkt in die Szene hineinversetzt und hatte keine Schwierigkeiten, mir das Setting vorzustellen, obwohl ich nie in meinem Leben in Paris war. Hier wird die Geschichte einer interessanten jungen Frau beschrieben, die ihr Wahlheim Paris gleichermaßen personifiziert. Bereits auf den ersten Seiten bahnt sich eine romantische Bekanntschaft an, die sich im Folgenden auf interessante Weise entwickelt. Die Kennenlernszene war für meinen Geschmack zwar etwas zu bemüht und insgesamt ein wenig holprig, aber diesen etwas misslungenen Start macht das Buch im Folgenden mehr als wett. Was mir gut gefiel, war dass das Lesbischsein der Protagonistin hier nicht im Zuge einer lebensverändernden Krise ans Licht kommt, es sich offensichtlich endlich einmal nicht um einen weiteren Coming-Out-Roman handelt, sondern von starken Frauen handelt, die sich ihrer selbst und ihrer Identität bewusst sind. Das Buch enthält, wie viele Romane, eine Liebesgeschichte. Dass diese aber nicht als explizit lesbische Liebesgeschichte ausgeschrieben und das Buch letztlich als allein queere Literatur beworben wird, begeisterte mich. Wir brauchen mehr starke, queere Figuren und ihre Repräsentation in der populären Literatur. Weiter so! Die Verwicklungen rund um Joyces`Giganten "Ulysses" waren mir nur in Teilen bekannt und geben der Romanhandlung interessante historische Details, sodass man schon fast Lust bekommt, es doch noch einmal mit Joyce und Leopold Bloom aufzunehmen.