Willkommen bei Shakespeare and Company!

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lilly_molamola Avatar

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Die Amerikanerin Sylvia Beach beschließt, in Frankreich eine amerikanische Buchhandlung aufzumachen - ihr Vorbild ist die schillernde Buchhändlerin Adrienne Monnier, die mit ihrem Geschäft einen Dreh- und Angelpunkt der französischen Autoren des 20. Jahrhunderts geschaffen hat. Sylvia und Adrienne finden ineinander die große Liebe und unterstützen sich gegenseitig - wobei ich stellenweise das Gefühl hatte, dass die Unterstützung schon auch irgendwie mit Konkurrenzkampf zu tun hat: Wer führt die beliebtere Buchhandlung? Bei wem gehen mehr große SchriftstellerInnen ein und aus? Als sich Sylvia schließlich dazu entschließt, den als skandalös und anrüchig verschrieenen Roman "Ulysses" des eigenbrötlerischen James Joyce zu verlegen, werden auch die Spannungen zwischen den beiden Frauen immer deutlicher. Adrienne war mir nach knapp der Hälfte des Romans so unsympathisch, dass ich mich fragte, ob sie Sylvia wirklich liebte oder sie bloß Neid auf deren Erfolg war. Doch auch Sylvias Charakter finde ich schwierig: Für Joyce geht sie so gar so weit, ihre eigene Buchhandlung, ihre hart erarbeitete Existenz aufs Spiel zu setzen. Warum? Geht es ihr um die Publicity für ihr Geschäft? Um ihr Ego? Die Intention, die hinter ihrem eisernen Willen und dem Kampf um das Buch stehen, ist mir persönlich viel zu wenig ausgearbeitet. Ebenso finde ich den Roman sehr sachlich geschrieben, für Emotionen lässt die Autorin kaum Spielraum, was schade ist. Dennoch mochte ich das Buch in seiner Gesamtheit, da ich mit "Shakespeare and Company" in Paris (auch wenn das heute bestehende nicht jenes von Sylvia Beach ist) wunderschöne Erinnerungen verbinde und es mich jedes Mal aufs Neue in diese außergewöhnliche Buchhandlung zieht.