Die Engel der Meere

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savanna Avatar

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Der Originaltitel von 'Die Bucht am Ende der Welt' wurde für die deutsche Übersetzung leider nicht übernommen, sonst trüge es den Titel 'Die Engel der Meere' (Angels of the Sea). Für den Autor Sergio Bambaren sind die Engel der Meere die grazilen Mantarochen, mit denen er taucht.
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"Ich hatte schon immer Angst, dass ich die Schönheit der Dinge übersehen könnte, wenn ich mich zu sehr auf eine Sache versteife.", lässt Bambaren den Leser wissen. Das Buch ist die Beschreibung einer mehrwöchigen Reise auf die Tropeninsel Tobago und doch bei weitem kein klassischer Reisebericht. Vielmehr hat es der Autor zum ersten Mal nach einer Reihe fiktiver moderner Märchen gewagt, als Ich-Erzähler ein sehr persönliches Buch zu veröffentlichen.
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Die meisten Kapitel weisen eine ähnliche Struktur auf, die die Vorbereitung zu einem Tauchgang umschreiben und das Taucherlebnis selber in den Fokus rücken. Nahezu jedes Kapitel endet mit philosophischen Gedankenspielen um das Schöne im Leben.
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Sehr kritisch könnte man sagen, Bambaren hat die Kernaussagen dieses Buches auf ein Minimum reduziert: "Beides ist wundervoll, so wundervoll wie Wellenreiten oder Tauchen..." - in diesem Satz ist die Story nahezu komplett enthalten. Leider machen zu viele Wiederholungen seine Gedanken zunichte, da sie den Leser bei der dritten Erläuterung kaum noch berühren. Manche Abschnitte sind zweifellos bemüht bedeutungsschwanger gesetzt!
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Sehr wohlwollend jedoch könnte man sagen, Bambaren ist bis aufs Höchste authentisch - er lebt sein Leben genau so, wie er es beschreibt! Es mag nicht das Lebensprinzip vieler Mitmenschen sein, für Bambaren jedoch ist das Leben eine Kette von Wundern. Er erlebt die Ruhe der Unterwasserwelt und ist fazsiniert von einem 'Zwiegespräch' mit einem beachtlichen Manta. Das Buch könnte daher durchaus auch den Titel tragen 'Kuscheln mit Knorpelfischen'.
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Ich habe die Lektüre genossen, auch wenn mich Bambarens moderne philosophische Märchen deutlich mehr angesprochen haben!