Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen

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annajo Avatar

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"Die Bucht am Ende der Welt" ist kein klassischer Reisebericht, der die bereisten Orte und Anekdoten im Umgang mit den Einheimischen schildert, sondern es ist der Bericht einer Reise zu sich selbst. Da das Buch lediglich 125 Seiten lang ist, kommt Bambaren recht schnell zu seinen unerwarteten Tauchgängen, um die es sich auch fast ausschließlich im Rest des Buches handelt. Dabei schildert er die Unterwasserwelt in wunderschöner Sprache und bildgewaltig, sodass auch allein beim Lesen die Zeit stehen bleibt. Ich finde, für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, damit sich die Ruhe und Ausgeglichenheit der geräuschlosen Schönheit unter Wasser beim Lesen übertragen kann und doch ist das Buch sehr schnell gelesen. Unterstützt werden Bambarens Schilderungen durch acht Farbfotos, die ich jedoch teilweise unnötig fand, da sie zum einen an den Stellen, an denen sie eingefügt wurden, fehl am Platz wirkten (weil sie thematisch nicht passten), zum anderen aber auch nicht annähernd die Schönheit des Gesehenen wiedergeben können. Der Autor selbst schreibt, man muss alles mit eigenen Augen gesehen haben.
Völlig euphorisch ist der Autor von seinen Erkenntnissen, die er auf seinen Tauchgängen sammelt und die sein Leben in Zukunft verändern sollen. Da das Buch recht kurz ist, folgt eine Weisheit der anderen sehr dicht aufeinander. Aufrufe wie "Sei du selbst! Befreie dich von deinen Fesseln. Es liegt ganz allein an dir." wirken sehr abgedroschen und die Suche nach dem Sinn des Lebens mag kitschig klingen. Und doch beschäftigt sie die Menschen schon seit Jahrtausenden. Bambarens Werk hat beim Lesen sehr auf mich abgefärbt und sein Abstreifen der Zivilisation hat auch in mir ein Gefühl der inneren Ruhe ausgelöst. Ich habe selbst schon Orte erlebt, die außerhalb jeder Zeit zu liegen scheinen und deren Einwohner im Hier und Jetzt leben und sich nach nichts weiter sehnen, als dass das Leben so bleibt, wie es ist. Daher kann ich Bambarens Begeisterung und Euphorie vollkommen nachvollziehen. Ein bißchen weniger "Weisheit für jedermann" hätte dem Buch allerdings nicht geschadet und ist daher kein Buch für jeden Geschmack. Auch werden Leser auf der Suche nach einem Reisebericht über Tobago sehr enttäuscht sein. Dennoch hat es mir persönlich sehr gefallen und gut getan.