Die wahren Nachfahren der Staufer – eine Legende erwacht zum Leben

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Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts ist das Deutsche Reich in viele kleine Fürstentümer zersplittert. Im Süden des Reiches breiten sich die Bauernkriege wie ein Flächenbrand aus. Teile des Rittertums sind bereits verarmt und verlieren ständig an Einfluss. Viele von ihnen schlagen sich als Raubritter durch. Die Bauern leiden unter der Willkür der Herrschenden und können die ständig steigenden Abgaben kaum noch aufbringen. In dieser Zeit genießt die sechzehnjährige Agnes ihr unbeschwertes Leben auf der Burg Trifels. Die Tochter des Burgvogts liebt es, in Hosen durch den Wald zu streifen und mit Ihrem Falken zu jagen. Ihr gleichaltriger Freund Mathis und Sohn des Burgschmieds begleitet sie oft dabei. Seine Leidenschaft sind Feuerwaffen. Nach einem Experiment an einer abgelegenen Ruine werden die beiden in die Wirren der Zeit hineingezogen. Sie werden vom Schwarzen Hans, einem Raubritter gestellt, und können nur in letzter Sekunde entkommen. Als Mathis wenig später an einer verbotenen Versammlung teilnimmt, wird er auch vom Stadtvogt gejagt.

Währenddessen kämpft Agnes mit ganz anderen Problemen. Ihr Vater will sie mit seinem Schreiber Heidelsheim verheiraten. Das sagt ihr natürlich gar nicht zu. Obendrein ist ihr Jagdfalke mit einem Ring an der Klaue zurückgekommen. Seither plagen sie Alpträume. Lediglich ihr Beichtvater Tristan, ein alter Mönch aus einem nah gelegenen Kloster, ist ihr eine Stütze. Bald schon kommt der Verdacht auf, dass er ihr etwas verheimlicht. Zu viele unheimliche Dinge passieren um sie herum. Menschen werden ermordet. Nur als Leser ist man einen Schritt voraus und weiß von der Entsendung der Spione Karls V. und Franz I. Die Intrigen werden geschickt angelegt und entlassen ihre Leser erst mit einem Showdown im Dom zu Speyer.

Oliver Pötzsch widmet sich in diesem Roman einem interessanten Teil der deutschen Geschichte. Er beherrscht die Kunst, belegte geschichtliche Ereignisse um Karl V, Franz I und die Bauernkriege um 1525 mit seiner Story von Agnes und Mathis zu einem vielschichtigen Roman zu verknüpfen. Dabei vermittelt er ein klares Bild der damaligen Lebensverhältnisse von Bauern und Adel und zögert auch nicht, die Grausamkeiten der Bauernkriege oder die grausamen Strafen der Gerichtsbarkeit zu beschreiben. Seine fiktiven Figuren agieren vor realer Kulisse, die farbenfroh geschildert wird. Immer wieder geraten die Protagonisten in brenzlige Situationen der ausgezeichnet recherchierten Historie, sodass das Gesamtbild glaubhaft erscheint. Sie retten sich durch Geheimgänge, über Stromschnellen des Rheins oder zwischen den Gassen der engstehenden Häuser in Stankt Goar. Der Zeitgeist und die Lebensumstände und Nöte der damaligen Bevölkerung werden mit treffenden Worten transportiert.

Mit „Die Burg der Könige“ hat der Autor ein monumentales Werk um Burgen, Könige, Gaukler, Geheimbünde, Intrigen, Krieg, Mord und Liebe geschrieben. Er lässt die vergangene Zeit vorm inneren Auge wieder auferstehen. Fast meint man die Gerüche der beginnenden Neuzeit wahrzunehmen, das Klirren der Schwerter gegeneinander oder das unterdrückte Atmen eines Widersachers im Hinterhalt zu hören. Unbewusst wählt man auch unter den Nebenfiguren seine Lieblinge und drückt ihnen auf ihrer Mission die Daumen. Aufgrund der ungeschönten Schilderungen der Kämpfe ist das Buch für empfindsame Gemüter nur bedingt geeignet. Wer damit umgehen kann, bekommt hier einen äußerst facettenreichen Roman, bei dem die Spannung auf jeder Seite förmlich knistert.