Ein fesselndes Lese-Highlight!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
libri amici Avatar

Von

Agnes, die Tochter des Trifelser Burgvogts, wird bereits in jungen Jahren Halbwaise und liebt es, bekleidet mit Beinlingen in den Wäldern der Burg unterwegs zu sein. Ihren Falken Parcival, den sie selber liebevoll aufgezogen und abgerichtet hat, stets an ihrer Seite, pflegt sie zudem eine innige Freundschaft mit Mathis, dem Sohn des Dorfschmieds – eine Freundschaft, die mit den Jahren zu tiefer Verbundenheit und schließlich Liebe wird. Doch Philipp Schlüchterer von Erfenstein hat andere Pläne für seine Tochter. Einer Heirat mit einem einfachen Handwerker würde der Burgvogt niemals zustimmen, und so plant er eine Verbindung mit einem wohlhabenden, mächtigen Mann. Als plötzlich Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck sich um Agnes bemüht, den benachbarten Stammsitz seines Geschlechts restaurieren lässt und großes Interesse an der sagenumwobenen Legende um König Barbarossa und seinen im Trifels verborgenen Schatz zeigt, scheint der Traum von einer Verbindung mit ihrer Jugendliebe Mathis zunichte. Doch auch zwei eigenartige Fremde interessieren sich lebhaft für die alten Geschichten, denen Agnes als Kind so gerne gelauscht und von denen der gütige alte Pater Tristan ihr in der großen Bibliothek des Trifels vorgelesen hat. Das Auftauchen eines Siegelrings, dessen Existenz zu verheimlichen die Aufgabe einer geheimen Bruderschaft war, lässt die Situation eskalieren. Schon bald werden die Nachforschungen der mysteriösen Fremden offensichtlicher, ihre Vorgehensweisen dabei brutaler. Nachdem Mathis sich kurz darauf einem Bauernhaufen unter Führung des rebellischen Schäfer-Jockels anschließt und für vogelfrei erklärt wird, verlieren sich die beiden für einige Zeit aus den Augen. Die Not der Bauern wird immer größer, die Ausweglosigkeit ihrer Lebensumstände immer drastischer. Die Situation eskaliert und überall im Land kommt es zu Aufständen. Wie die Geschichte von Agnes und Mathis weiter geht, inwiefern die seltsamen Visionen und intensiven Träume von Agnes betreffend ihre Vorfahren eine Rolle spielen, und welche politischen Mächte im Hintergrund ihre Fäden spinnen, erzählt uns dieses faszinierende Buch.

Oliver Pötzsch hat mich mit diesem beinahe tausend Seiten umfassenden Schmöker eine überwältigende Reise ins Mittelalter, in die Zeit der Ritter und Burgfräulein, unternehmen lassen. Der legendäre Trifels als trutzige Stauferburg hoch oberhalb von Anweiler ist der Ausgangspunkt für die Geschichte einer jungen Frau, deren geheimnisumwobene Vergangenheit für turbulente Abenteuer sorgt. In einnehmendem Schreibstil fesselt der Autor seine Leser bereits auf den ersten Seiten dieses Buches, und lässt ihn bis zum Ende nicht wieder los. Der hochspannende Plot wird in rasantem Tempo erzählt, die fantasievolle Geschichte um die Herrin des Trifels birgt viele Geheimnisse, und die Sage um Kaiser Barbarossas legendären Schatz lockt gefährliche Gestalten an, die nichts Gutes im Schilde führen. Die aufregende Reise durch die Vergangenheit erzählt jedoch auch von den deutschen Bauernkriegen, bei denen sich die ausgebeuteten Bauern, die im Grunde nichts mehr zu verlieren hatten und keinen Ausweg mehr sahen, zusammenrotteten. Unter der Führung von Florian Geyer und Götz von Berlichingen werden das Zusammenrotten der einzelnen „Haufen“ und die blutigen Schlachten geschildert, die abertausenden Bauern das Leben kosteten.

Die handelnden Personen waren derart lebendig gezeichnet, dass man auch nach Beendigung der Lektüre noch lange Zeit gedanklich bei ihnen verweilte. Der durchgehend hohe Spannungsbogen erhöht sich gegen Ende des Buches zu einem beinahe unerträglichen Ausmaß, das fulminante Finale lässt den Leser fieberhaft Seite um Seite blättern. Ich möchte zudem auch die exzellente Aufmachung dieses Buches hervorheben. Nicht nur die edle Optik der Titelseite, mit den großen, metallischen Lettern und einem Ornament auf samtrotem Hintergrund, sondern auch die vielen liebevollen Details im Inneren des Buches sind erwähnenswert. Auf der ersten, wie auch auf der letzten Innenseite ermöglicht der Autor es dem Leser, sich anhand einer genauen Landkarte zu orientieren, auf der die wichtigsten strategischen Punkte und Orte der Handlungen eingezeichnet sind. Der Buchtitel und der Beginn eines jeden Kapitels warten mit wunderschön geschwungenen Lettern und Farbdruck auf. Was ich an Büchern besonders schätze, was jedoch kaum vorkommt, ist eine Beschreibung der Protagonisten im Anhang. Oliver Pötzsch hat nicht nur dafür gesorgt, sondern zugleich auch eine detaillierte Orientierungshilfe – eine Art Burgen- und Reiseführer durch seinen Roman – mitgeliefert.

Fazit: ein Buch, das nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine einzigartige Aufmachung punktet. Selten hat ein Werk mich derart gefesselt, wie dieser historische Roman es tat. Selten kam es vor, dass ich ein Buch mit beinahe eintausend Seiten einfach nicht aus der Hand legen konnte. Und noch niemals kam es vor, dass historische Fakten Kriege betreffend mich dermaßen in ihren Bann zogen.