So spannend kann Geschichte sein

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meldsebjon Avatar

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Spannend schildert Oliver Pötzsch hier die Erlebnisse seiner Hauptfigur Agnes, der Tochter eines verarmten Vogts auf einer heruntergekommenen Burg und ihres Freundes Mathis, des neugierigen und wissensdurstigen Sohnes eines Schmiedes. Und genauso spannend erlebt der Leser die Geschichte im Jahre 1524, der beginnenden Bauernkriege.

Aus der Sicht des Adels ist Agnes eher arm, wirkliche Not und Armut kennt sie zunächst aber nicht. Langsam werden ihr und damit auch dem Leser die Augen geöffnet: Da sterben scheinbar "alte" Frauen, säugen dabei aber noch den Säugling, der sicher bald das gleiche Schicksal erleben wird. Da werden die Bauern bis auf das löchrige Hemd ausgenommen und die Chance auf eine bessere Ernte wird durch den Adel zerstört, der rücksichtslos die neue Saat bei der Jagd zerstört. Da werden Kinder hingerichtet, weil sie vor Hunger gestohlen haben. Und die meisten schauen weg. Nicht so Mathis, der den aufrührerischen Reden des Schäfer-Jockels lauscht. Er ist ohnehin jemand, der gerne denkt und über den Tellerrand hinausschaut. Durch Agnes hat er Lesen gelernt und nutzt dieses Wissen, um sich Neues anzueignen. Er träumt vom Büchsenmachen,, obwohl diese neue Kunst weder bei seinem Vater noch bei Agnes Vater gerne gesehen wird.

Auf diese Art füllt sich der bis dahin leere Begriff "Bauernkriege" mir Leben. Man muss einfach Verständnis haben, wenn diese Leute am Ende nur die Wahl haben, zu verhungern oder sich zu wehren und so vielleicht eine kleine Chance auf ein Leben zu behalten. Ebenso erfährt man aber auch, wie Kaiser und Könige um die Erbfolge, die Erhaltung der Macht und des Wohlstandes kämpfen und immer mehr Geld dafür brauchen.

Schön eingesponnen in diesen Roman ist dann noch eine Schatzsuche, Intrigen und sonstige Geheimnisse.

Alles in allem ein wirklich guter historischer Roman. Wer diese Art, so wie ich, mag, wird seine Freude an diesem dicken Wälzer haben, bei dem man so richtig eintauchen kann in eine vergangene Welt, in der die Menschen selbst wahrscheinlich gar nicht so viel anders waren als sie heute sind.