wow - was für ein historischer Roman

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astrid b Avatar

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Wow, was für ein Buch.

Ein historischer Roman, der einfach hervorragend ist.

Inhaltlich ist ja eigentlich alles schon gesagt, die Darstellung der Bauernaufstände im 16. Jahrhundert an einigen realen und fiktiven Figuren.

Die Protagonisten Agnes, Mathis und Melchior der Barde nehmen den Hauptteil ein.
Agnes, eine Vogtstochter auf der Burg Trifels beheimatet und Mathis der Schmiedegeselle sind seit ihrer Kindheit gute Freunde.

Das Buch beginnt 1524, die Armut der Bauern im Lande wird immer extremer, die Adligen nehmen ihnen auch noch das Letzte.
Mathis träumt schon lange von einer gerechteren Welt und auch Agnes bekommt dank ihres Beichtvaters Tristan einen kleinen Einblick in die Welt der weniger Begüterten, da sie mit ihm gemeinsam beginnt, die Kranken und Armen zu pflegen.

Nebenbei gibt es weitere Stränge, die die Situation Karls des V und König Francois I von Frankreich zeigen, die beide davon überzeugt sind, die wahren Herrscher über das römische Reich zu sein.

Das Buch ist in meherere Teile gegliedert, wobei der erste Teil sozusagen die Vorbereitungen auf die Bauernaufstände darstellt, im zweiten Teil der Bauernkrieg in all seiner Grausamkeit zum Zuge kommt.
Über das gesamte Buch schwebt noch ein Geheimnis, das Agnes sehr beschäftigt und sie nicht los läßt.

Die Figuren sind meiner Meinung nach hervorragend gezeichnet. Auch wenn Agnes für ihre Zeit relativ selbstbewußt wirkt, läßt sich das gut anhand dessen erklären, wie sie aufgewachsen ist.
Sehr gut gelungen sind auch die Veränderungen und Reifeprozesse der Protagnonisten.
Gerade charakterlich wird es deutlich, daß die meisten Figuren eine Entwicklung durchmachen, die im Krieg und im Laufe der damligen Zeit nicht ausbleiben kann.
Auch gibt es kein reines gut-böse Schema.
Im Gegenteil. Gerade die verschiedenen Facetten der Protagonisten machen sie menschlicher, realer wirkend.

Oliver Pötzsch versteht es zudem, die Zeit und auch die Landschaft vor dem geistigen Auge der Leser auferstehen zu lassen.
Für mich als Burgenliebhaberin noch mal ein besonderer Pluspunkt.

Für mich gab es auch keine Längen, selbst bei der Darstellung der Kriegshandlungen ist es immer spannend gehalten und es kommt keinerlei Langeweile auf.
Ich hätte in einem durchlesen können, nur leider ist das bei über 900 Seiten dann doch nicht so einfach ohne Schlaf .

Vorher wußte ich auch nicht sonderlich viel über diese politische Zeit in Deutschland, etwas, das sich jetzt Dank des Buches auch geändert hat.

Ich kann das Buch jedem Freund von spannenden historischen Romanen nur wärmstens empfehlen.
Ein typischer Pötzsch - spannend, gut recherchiert, interessante Protagonisten und einfach wunderbar zu lesen.