Eintauchen in eine frühere Zeit, klasse Beschreibung der Lebens- und Arbeitsbedingungen

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Inhaltlich geht es um das „älteste Krankenhaus von Berlin und mit über 3000 Betten eine der größten Universitätskliniken Europas“, die Charité (Quelle: Wikipedia).

Die Autorin hat dazu interessante Geschichten geschrieben. Es geht um die Wärterin Elisabeth, der das Wohl der Patienten im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen sehr am Herzen liegt. Professor Dieffenbach ist ein angesehener Arzt, der eine Masse an Patienten am Tag behandelt und auch neue medizinische Methoden ausprobiert.
Gräfin Ludovica ist unglücklich verheiratet, kann aber wegen Ihres Standes keine Scheidung eingehen. Ebenfalls ist Sie unglücklich in Professor Dieffenbach verliebt, der ihr gegenüber die gleichen Gefühle hegt. Niemand von beiden spricht dies jedoch aus.

Zeitweise habe ich die Charité als Fernsehserie verfolgt und war davon sehr angetan, deshalb wollte ich gerne auch die Lektüre lesen, die auch in dem berühmten Krankenhaus spielt, jedoch nicht an die Serie angelehnt ist. Die Missstände und Probleme dieser Zeit werden sowohl im Buch, als auch in der Serie deutlich. Die Charaktere sind allerdings verschieden.
Die ganz große Stärke des Werkes liegt in der Beschreibung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu jener Zeit.
Dies wird auch durch den Schreibstil unterstützt, beispielsweise werden Patienten „zur Ader gelassen“.

Was mir weniger gut gefällt, ist das einige Handlungsstränge in den Kapiteln abrupt enden. Charaktere, die man gerne näher kennen gelernt hätte, tauchen nur vereinzelt auf oder nur am Rande. Beispielsweise wird in der Zusammenfassung des Buches von der Cholera gesprochen, diese erscheint zwar am Anfang, verschwindet dann fast aber wieder unbemerkt. Der erste Cholerafall wird anhand von Schiffern beschrieben, denen der ganze „Vorspann“ gewidmet ist, im weiteren Fortgang spielen diese fast keine Rolle mehr. Meiner Meinung nach verliert das Buch dadurch auch etwas an Spannung. Die Autorin hat bei mir erreicht, dass ich mit den Patienten mitleide – aber sobald ich Intersse entwickelt habe, sind die Situationen dann meistens mit wenig Ereignissen ausgelaufen. Ein Exempel ist eine im Gesicht entstellte Frau, die immer mal wieder im Buch auftaucht, dann in die Charité kommt und diese wieder erstmal ziemlich unspektakulär verlässt.