Sternstunden der Medizin anhand der Charité

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allegra Avatar

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In ihrem neuen Roman „Die Charité – Hoffnung und Schicksal“ zeichnet die Autorin Ulrike Schweikert die Medizingeschichte ab 1831 anhand einiger sehr sorgfältig ausgeführter Protagonisten in der Berliner Charité auf. An der Seite von zahlreichen Figuren aus verschiedenen gesellschaftlichen und hierarchischen Schichten erlebt man das Leben in einem großen Krankenhaus im 19. Jahrhundert fast hautnah mit. Teilweise werden Krankheiten und Verletzungen ziemlich drastisch beschrieben und man ist richtig dankbar, dass es heutzutage moderne Methoden gibt, so dass man wegen einem verknacksten Fuß nicht mehr wochenlang im Krankenhaus liegen muss und außer Gefecht gesetzt ist.
Unter den Figuren waren mir einige recht nahe, wie z.B. Elisabeth. Sie arbeitet als junge Pflegerin und setzt sich immer wieder mit Güte, aber auch pragmatischem Verstand gegen die recht derben und unsensiblen „Wärterinnen“ durch. Die medizinischen Behandlungen sind teilweise recht archaisch, aber ich nehme an, sie entsprechen tatsächlich der Realität zur entsprechenden Zeit.
Andere Figuren, wie die Gräfin Ludovica, die für eine Dame aus adligem Stand sehr interessante Ansichten hat, sind mir relativ distanziert geblieben, was aber auch gar nicht schlimm ist. Aufgrund des Verlagstextes hätte ich etwas mehr über die Choleraepidemie erwartet, die dann doch sehr schnell zu einem abrupten Ende gekommen ist. Die Fülle an Informationen zu anderen Leiden aber entschädigt das mehr als genug.
Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt. Er ließ sich angenehm flüssig lesen und ich freute mich immer wieder, das Buch zur Hand zu nehmen. Von mir hält „Die Charité“ 5 von 5 Sterne mit einer Leseempfehlung für Liebhaber von historischen Krankenhaus-Geschichten.