Nur eine Neuinterpretation der alten Sage?

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In der Regel bin ich dem Alter der Zielgruppe für Kinder- und Jugendbücher zwar entwachsen, aber Drachen gehen eigentlich immer ... "Dunkelheit der Drachen" erinnert mich sowohl von der Sprache als auch der Grundidee her an ein Buch, das ich als Kind verschlungen habe: Hohlbeins „Drachenfeuer“, obwohl die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit ist, dass der Protagonist ein Junge ist und es um Drachen geht …

Wovon handelt die Geschichte denn nun genauer? Wir befinden uns in einer Welt, in der es Drachen, Zauberei und Schlachten gibt – und natürlich Pfeifer, eine Art Lehrberuf, den der Protagonist Flick ergreifen will. Allerdings flötete er einen Zauber“spruch“, was er besser gelassen hätte – der gehörte nämlich zu den verbotenen, sodass Flick nach Tiviscan kommt: ins Gefängnis. Als ein wutentbrannter Drachenschwarm das Gefängnis angreift, um dem Rattenfänger von Hameln den Garaus zu machen, flieht Flick – in dem Wissen, dass die Drachen den Rattenfänger nicht erwischt haben. Der ist nämlich frei und geht seinen dunklen Zielen nach: Er bringt mit seiner Flöte und den mit ihr gespielten Weisen Menschen- und Drachenkinder dazu, ihm zu folgen – verständlich dass die Drachen da erzürnt waren. Flick versucht nun, das Werk der Drachen zu Ende zu führen und dabei ist er nicht allein, denn er hat Hilfe von ungewöhnlicher Seite: Rena, einem Mädchen, das verflucht wurde und nun als Ratte leben muss, und Barver, einem Drachengreif. Eine fantasievolle Geschichte entspinnt sich darum, ob die drei den Rattenfänger stoppen können.

Was auf den ersten Blick wie eine nur durch den „Fantasywolf gedrehte“ Nacherzählung (es gibt Hexen, Zauberei, Drachen, verfluchte Personen) einer alten Sage klingt, ist doch etwas mehr als das … Es geht darum, wie vermeintlich Schwache bzw. Außenseiter zum Helden werden (können) und darum, dass nicht immer alles ist, wie es zunächst den Anschein macht – und das in Bezug auf Personen wie auch das Leben bzw. Geschehnisse im Allgemeinen. Das Buch ist reich an Dialogen und gut lesbar geschrieben, auch für Kinder bzw. nicht zu große Jugendliche und zieht einen beim Lesen in seinen Bann (ganz im Stile des Rattenfängers). Sicher gibt es auch düstere Passagen, doch es überwiegt die Unterhaltung bei gleichzeitiger Vermittlung lehrreicher Inhalte – insofern ist es dann eben doch eine Neuinterpretation der alten Sage.