Hass in all seinen hässlichen Formen

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marialein Avatar

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Mit „Die dunkle Leidenschaft“ hat sich der Psychiater Reinhard Haller an ein sehr schwieriges, ja hässliches Thema gewagt. Angenehm ist die Auseinandersetzung natürlich nicht, aber sehr wichtig. Denn angesichts der großen Präsenz in Form von Hassverbrechen oder Hate Speech muss man sich die Frage stellen, woher der Hass eigentlich kommt, wie er sich äußert und vor allem, was man gegen ihn unternehmen kann.

Sehr ausführlich beschreibt der Autor, worauf Hass zurückzuführen ist, grenzt ihn zu verwandten Emotionen wie Zorn, Verachtung oder Grausamkeit ab und gibt immer wieder konkrete Fallbeispiele, die diese unterschiedlichen Formen illustrieren. Das ist ganz klar keine leichte Kost. Nicht nur die Lektüre an sich ist schrecklich, sondern der Gedanke, wie unvorhersehbar und bedrohlich Hass sein kann, ist äußerst bedrückend.

Zum Glück begnügt sich der Autor nicht damit, uns Angst und Bange zu machen, sondern zeigt am Ende seines Werks auch Möglichkeiten auf, wie man bei sich selbst und in der Gesellschaft der Entstehung von Hass entgegenwirken kann. Genau da hätte ich mir aber ehrlich gesagt noch mehr gewünscht. Wenn er zum Beispiel andeutet, dass einige Grundsteine in der frühen Kindheit gelegt werden, wäre es gut gewesen, konkret darzustellen, wie man die Erziehung in dem betreffenden Alter denn am besten gestalten kann.

Ein bisschen schade fand ich auch, dass die Tipps, die er für die „persönliche“ Hassbekämpfung gibt, zwar an sich gut sind, aber im Großen und Ganzen wahrscheinlich weitestgehend wirkungslos bleiben werden. Denn die Menschen, die tatsächlich zu Tätern werden und bei denen diese Tipps vielleicht etwas bewirken könnten, sind wohl kaum diejenigen, die dieses Buch lesen und sich ganz rational mit dem Thema Hass auseinandersetzen wollen. Das geht aber einfach über die Grenzen dessen hinaus, was so ein Buch leisten kann. Da kann man nur hoffen, dass noch mehr Experten sich mit dem Thema befassen und möglichst viel geschieht, um die Gewalt durch Hass einzudämmen.

Dafür finde ich die Grundlagen für einen besseren Umgang mit Hass in der Gesellschaft und besonders den sozialen Medien umso sinnvoller, denn da kann wirklich jeder Einzelne aktiv werden. Das Kapitel rundet das Buch auch ganz gut ab und gibt einem doch noch einen Funken Hoffnung.

Auf jeden Fall ist „die dunkle Leidenschaft“ ein wichtiges und interessantes Buch für jeden, der sich von den unschönen Schilderungen nicht abschrecken lässt und etwas mehr über die Abgründe der menschlichen Psyche lernen will.