Auf dünnem Eis

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
lindenblomster Avatar

Von

Die LP fand ich super und die Idee dahinter auch. Leider hat der Roman die Erwartungen nicht erfüllt.

Die Regierungschefin erleidet in ihrem Urlaub einen Unfall und verliert ihre Erinnerung an die letzten 20 Jahre. Ihren Mann hatte sie vorher kennengelernt, worüber er sehr froh ist. Aus Mangel an einem passenden Vertreter wird der Unfall geheim gehalten und die Chefin jeden Tag aufs neue gebrieft und in ihre Aufgaben des Tages eingewiesen. Nebenbei soll der Therapeut Dimitrij ihre Erinnerung wachrufen. Dies macht er mit sehr emotionalen Einfällen und erweckt zugleich die Eifersucht des Ehemannes. Die Regierungschefin ist in den Anfängen des Aufbruchs in der Erinnerung stecken geblieben und kann die Entwicklung in der Politik nicht verstehen. Es war doch so viel möglich. Jetzt versucht sie jeden Tag aufs Neue sich unter das Volk zu mischen und will tatsächlich etwas bewegen.

Katharina Münk hatte eine tolle Idee für eine Politsatire. Ich hatte mir aber mehr erwartet als am Ende herauskam. Wäre nicht wenigstens im Roman ein kleiner politischer Aufbruch oder eine Revolte möglich gewesen. Die Figuren von Dimitrij und Bodega kamen sehr sympatisch rüber und die Politiker halt wie Politiker. Aber plötzlich verschwand Dimitrij und es ward nichts mehr von ihm gehört. Was war passiert?! ...

Das Ende kam sehr abrupt, das Gedächtnis kam wieder und die Aussage 'wir machen weiter' wie bisher. Ist jetzt gemeint wie vor dem Gedächnisverlust oder eben Volksnah?

Einzelne Sätze und Spitzen auf die Politik fand ich sehr gut. Zum Beispiel "Pannen passieren, Katastrophen werden gemacht." Man konnte doch einen Eindruck gewinnen, wie heuchlerisch Politiker eben sind.

Die Schreibweise und der schwarze Humor haben mir gefallen. Obwohl dieses Buch mich nicht voll überzeugen konnte, werde ich die ersten zwei Romane von Katharina Münk noch lesen.