Originelle Politsatire

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mrs-lucky Avatar

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Zum Inhalt: Eine Regierungschefin entwischt gemeinsam mit ihrem Mann aus dem offiziellen Sommerurlaub in Spanien und unternimmt statt dessen heimlich eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Als sie in Omsk spontan den Zug verlässt, fällt ihr das Bahnhofsschild so unglücklich auf den Kopf, dass sie nicht nur die Erinnerung an die letzten 20 Jahre verliert, sondern auch ihr Kurzzeitgedächtnis jeden Morgen wieder gelöscht ist. Ihr engster Mitarbeiterstab in Berlin ist von diesen Neuigkeiten „not amused“, beschließt aber aus wahlkampftaktischen Gründen, die Angelegenheit zu vertuschen und die Chefin jeden Morgen neu gebrieft in den Regierungsalltag zu schicken. Da sie nicht auf ihre Erfahrungen zurück greifen kann und sogar das Lesen und Schreiben vergessen hat, ist diese darauf angewiesen, plötzlich ganz ungewohnte Hirnregionen zu aktivieren. Sie, die bisher so bodenständig, analytisch und technisch orientiert war, muss plötzlich improvisieren und stiftet damit einige Verwirrungen.

Meine Meinung: Obwohl Katharina Münk keine Namen nennt, ist schnell klar, auf wen sie in dieser Geschichte anspielt. Sie hat in diesem Roman ein interessantes Szenario geschaffen, und eine amüsante Satire auf die deutsche Politiklandschaft. Aufgrund ihres Gedächtnisverlustes bleibt der Regierungschefin oft nichts anderes übrig, als leere Phrasen zu dreschen, erweckt damit aber keinen Argwohn bei ihren Kollegen und Kabinettsmitgliedern. Mit ihren spontanen Einfällen und einer ungewohnten Bürgernähe erweckt sie nicht Misstrauen sondern vielmehr die Sympathien der Bürger. Die Idee hinter der Geschichte ist so obskur und mit einem „Augenzwinkern“ erzählt, so dass niemand, auf den in diesem Roman angespielt wird, sich in meinen Augen verletzt fühlen muss. In einigen Passagen zeigt das Buch Längen, und die gewollt leeren Dialoge und Erklärungen sind etwas anstrengend. Dann kommen aber immer wieder Situationen, die zum Schmunzeln anregen und das Interesse auf mehr wecken. Ich würde mir wünschen, dass einige Politiker das Buch lesen und ein wenig darüber nachdenken, welcher Irrsinn da in Regierungskreisen kreiert wird.