Politik auf Glatteis

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waba Avatar

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**Zum Inhalt:**

Eine Regierungschefin weilt in den Ferien. Natürlich auch hier bewacht von den unvermeidlichen Sicherheitsmännern. Sie und ihr Mann beschliessen, Reissaus zu nehmen und mal für einige Tage ganz alleine ohne Schatten mit der Transsibirischen Eisenbahn quer durch Russland zu reisen. Doch während dieser Reise geschieht es. Die Regierungschefin wird durch ein herabfallendes Brett am Kopf getroffen und sie verliert dabei ihr Gedächtnis über den Zeitraum der letzten 20 Jahre. Nun geht die Geschichte erst richtig los. Ihr engster Mitarbeiterstab greift ein und versucht alles erdenkliche, um dem Land und der Welt diesen Umstand zu verheimlichen.

 

**Meine Meinung:**

Die ganze Geschichte liest sich mit einer Ausnahme sehr gut. Es wird sehr plastisch geschildert, manchmal sogar etwas zum skurrilen hin, was die Personen aus dem engsten Führungsring der Chefin alles anstellen wollen um ihren Machtstatus halten zu können. Alles wird versucht und jede erdenkliche und auch undenkliche Massnahme und deren Folgen in Betracht gezogen. Auch wenn diese Geschichte nicht aus einem tatsächlichen Vorkommnis entstanden ist, zeigt sie doch in vielen Phasen auf, wie Abstrus und Machtbesessen im Hintergrund Politik betrieben wird. Dass es wohl manche Amtsträger gibt welche, auch ohne ein Brett auf den Kopf zu bekommen, teilweise oder fast ganz als Marionetten aus dem Hintergrund ‚geführt‘ werden kann man angesichts dieser Geschichte gut für möglich halten. Aber wie gesagt, es ist ein Roman und nicht ein Tatsachenbericht.

Einzig das Kapitel ‚Nostalgisch reisen‘ ist aus meiner Sicht abgefallen. Hier benutzt der Autor, nur hier, ohne ersichtlichen Grund und auch ohne irgendeine Bewandtnis zur Geschichte, Zitate aus Krieg und Frieden von Tolstoi. Das ist für das Verständnis zur Geschichte unnötige Ausschmückung. Dafür hätte sich der Autor etwas mehr in den Lesenden versetzen können und ihm jeweils bei der Schilderung einer neuen Szene schneller klarstellen müssen, wer denn jetzt mit wem kommuniziert. Dies war nicht nur in dieser Szene sondern vor allem im weiteren Verlauf immer wieder etwas holprig zum Verständnis.

Insgesamt ist es aber gut geschrieben und es gibt dem Leser einen kleinen Einblick in Bereiche und auch in Denk- und Handlungsweisen die für den Normalbürger normal unsichtbar oder höchstens nebulös wahrnehmbar sind.

 

**Zum Cover:**

Das Bild der Eisläuferin auf der Spieldose ist ausserordentlich gut gelungen und zeigt, wie manche Menschen wohl funktionieren. Jemand dreht, wenn er will, an der Dose und die Figur bewegt sich schön im vorgegeben, kontrollierten Rahmen.

 

**Fazit:**

Das Buch hat mich gut angesprochen und mir manchen Anstoss zur Nachdenklichkeit gegeben. Es ist natürlich kein Thriller mit viel Action, sondern eine Geschichte, die wie schon erwähnt eher zum Nachdenken anspornt. Man kann natürlich vieles und auch nichts dahinter sehen, aber ich meine, dass es auf jeden Fall durch manche gedanklichen Anstösse ein gutes Schriftstück ist.