Es einfach mal locker nehmen...

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laberlili Avatar

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Warum nur habe ich in meinem Umfeld just kein einziges Elternteil, dessen Kind in diesem Sommer eingeschult wird? Ich würde jenem Elternteil so gerne und ganz unbedingt ein Exemplar der „Elternsprecherin“ schenken wollen.

Das war eine einzige große Spaßlektüre, von der ich gar nicht erwartet hatte, dass sie derart lustig wäre, obschon ich durchaus hoffte, dass Jennifer ein wenig Clare, der Protagonistin aus Jennifer Coburns „Field of Schemes“, ähneln würde, welche sich dort über den Ehrgeiz diverser „Fußballmütter“ nur wundern kann: Tatsächlich gab es da gewisse Parallelen, da Jennifer sich ebenfalls mit bestimmten überanstrengten und allzu anspruchsvollen Elterntypen konfrontiert sieht, aber der Rahmen der Geschichte ist doch ein völlig anderer. Jennifer geht bereits auf die 50 zu; neben ihrem just in die Vorschule gekommenen Sohn hat sie noch zwei bereits erwachsene Töchter, betreffs deren Vätern sie sich nicht 100%ig sicher ist, da sie in jüngeren Jahren, mit allen Konsequenzen, ein recht wildes Leben als Rock’n’Roll-Groupie geführt hat. Bis sie ihren jetzigen Ehemann, den Vater ihres Sohnes, getroffen hat, führte Jennifer also ein sehr unkonventionelles Leben. Nun hebt sie sich nur schon aufgrund ihres Alters von den Eltern der anderen Vorschulkinder in den meisten Fällen ab und ihre Vergangenheit disqualifiziert sie eben von vornherein völlig als übervorsichtige, überanstrengte Helikoptermutter und sie nimmt das typische „Gewese“ in ihren regelmäßigen Nachrichten an den Klassenverteiler gleich mal direkt ein wenig auf die Schippe und eckt mit ihrem, zuweilen tatsächlich fragwürdigem, Humor natürlich teils heftigst an, obschon sich andere Adressaten wiederum sehr über die flapsigen Formulierungen amüsieren.

Ich fand „Die Elternsprecherin“ nun herrlich zu lesen; da wurde einfach ein schöner Querschnitt wohl sämtlicher Elterntypen dargestellt. Zudem verzichtete der Roman auf eine kitschige Liebesgeschichte; unter den Vätern der Klasse entdeckt Jennifer zwar „SoEinHottie“, für den sie zu Schulzeiten heimlich schwer geschwärmt hat und der immer noch heiß sei, aber Jennifer ist ja krisenlos verheiratet und es entbrennt ein kleiner Flirt, aber da hat man von Anfang an das Gefühl, dass Jennifer da einfach nur ein bisschen zur früheren Schwärmerei gefunden hat, und ich habe zumindest nie erwartet, dass daraus noch ein großes Ding werden würde.
Ich empfand die gesamte Handlung einfach als glaubwürdiges Abbild der heutigen Realität. Das zudem sehr witzig herübergebracht wurde.
Wie eingangs gesagt: ideale Lektüre für alle, deren Kinder eingeschult (oder auch nur in den KiGa aufgenommen) werden!