Gleich und Gleich gesellt sich gern

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ellen87 Avatar

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Karin Slaughter schafft im Buch „Die falsche Zeugin“ starke Charaktere, die den Leser immer wieder an ihren Motiven zweifeln lassen und die Zusammenhänge doch immer wieder in einem neuen Licht stehen lassen. Ihr Schreibstil ist fesselnd, bildhaft und sehr angenehm zu Lesen. Slaughter lässt die Geschichte im Jahre 1998 beginnen und kommt im Jahre 2021 zur Aufarbeitung der Geschehnisse. Dabei bezieht sie auch die aktuelle Corona-Situation mit ein und streift auch das Thema #Metoo.

Hauptprotagonisten sind Harleigh „Leigh“ Collier und Andrew Trevor Tenant.
Leight ist Anwältin, Mutter und Ehefrau. Nach einer schweren Kindheit hat sie sich ihren Erfolg hart erarbeitet und konnte als Strafverteidigerin viele Mandaten frei bekommen. Ihre Mutter Sandra „Phil“ hat sie und ihre jünger Schwester „Callie“ schon frühzeitig zum Arbeiten gedrängt und sich nie um ihr Wohlergehen gekümmert. Der Babysitter Job bei ihren Nachbarn brachte sie und ihre Schwester in eine ausweglose Situation. Während Leigh nur einmal von Buddy sexuell belästigt wurde, vergriff er sich an Callie immer und immer wieder. Sie redete sich ein, dass er sie liebt und verdrängte die wirklichen Geschehnisse. Als sie eines Tages eine Kamera entdeckt und erfährt, dass er die Übergriffe filmt und bei seinen Männerrunden zeigt, rastet sie aus und verletzt Buddy schwer. Gemeinsam lassen Leigh und Callie den Tod Buddys wie ein Verschwinden aussehen ohne zu wissen, dass Jahre später dieser Abend ihr Leben verändern wird.
Andrew wird von der Staatanwaltschaft wegen Übergriffen auf mehrere Frauen angeklagt. Als sein Detektiv ihm einen Zeitungsartikel zeigt, erkennt er darauf seine frühere Babysitterin und setzt seine bisherige Verteidigerin vor die Tür. Seine Verlobte Sidney bezeugt, dass er nicht der Täter sein kann, doch ist sie wirklich unwissend oder steckt etwas ganz Anderes hinter ihrer Aussage. Andrew schafft es immer wieder Leigh aus dem Konzept zu bringen und ihr die Geschehnisse der folgenschweren Nacht ins Gedächtnis zu rufen. Er lässt seinen Detektiv Alles über Leigh, ihren Mann, ihrer Tochter und Callie herausfinden und bedroht sogar deren Leben. Doch woher konnte er etwas über die Übergriffe auf Callie und auch auf seinen Vater wissen. Er lag betäubt in seinem Bett und die Mädchen haben keine Spuren hinterlassen. Ist Andrew wirklich der gesuchte Täter oder hat jemand Anderes die Finger im Spiel.
Für Leigh könnte dieser Fall das Ende ihrer Karriere bedeuten, denn wenn ihr Geheimnis sicher bleiben soll, muss sie Andrew rausboxen. Sie will Alles alleine regeln, doch dabei kommt sie einem Zusammenbruch sehr nahe. Wird sie ihrer Familie die Wahrheit sagen und wie wird deren Reaktion sein? Wird sie das Leben weiterer Frauen aufs Spiel setzen, nur um ihr Leben unbeschwert weiterleben zu können?
570 Seiten Spannung pur und eine Geschichte, wie Begebenheiten in der Kindheit den späteren Erwachsen prägen können. Welche Wirkung der Verlust eines Elternteils haben kann und wie Verdrängte Erlebnisse ein ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Ein Thriller der einige Wendungen bereit hält und in die Abgründe eines psychisch kranken Menschen blicken lässt.