Die (scheinbar) perfekte Familie

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In Lauren Grodsteins "Die Freundin meines Sohnes" geht es um das anscheinend idyllische Leben von Pete und seiner Familie. Doch schnell merkt man, dass nichts so ist, wie es scheint. In der Gegenwart lebt Pete von seiner Frau getrennt (wenn auch nicht geschieden) und sein Sohn spricht kein Wort mehr mit ihm. Im Wechsel von Rückblicken und Gegenwart entrollt sich vor den Augen des Lesers langsam die ganze Geschichte. Als Petes Sohn Alec eine Beziehung mit der zehn Jahre älteren Tochter seines besten Freundes eingeht, die zudem als Teenager ihr eigenes Baby nach der Geburt getötet hat, sieht Pete rot und versucht, seinen Sohn zu beschützen.

Mir hat das Buch gefallen, wenn auch nicht übermäßig, deswegen bleibe ich bei meiner Bewertung von drei Sternen. Das Buch blieb bis zum Ende spannend, denn erst kurz vor Schluss erfährt man, wie es zu dem Bruch in Petes Familie kam. Jedoch zieht sich das Buch stellenweise etwas hin und es werden zudem (zu) detailliert die Schicksale von anderen im Buch vorkommenden Personen beschrieben, obwohl diese oft nur am Rand vorkommen und keine Schlüsselrolle spielen. Auch die vielen Zeitsprünge waren manchmal verwirrend, da man sich erst mal unsicher ist, ob die Handlung gerade in der Gegenwart spielt oder eine von Petes Rückblenden ist.

Ich fand es jedoch gut, dass man einen Blick hinter die Fassaden der scheinbar so heilen und perfekten Vorstadt werfen konnte, in der das Wichtigste der äußere Schein ist, während es hinter den Kulissen oft bröckelt und nicht immer so friedlich vorgeht. Ich denke, die Erhaltung dieses schönen Scheins war auch einer der Gründe dafür, warum Pete so strikt gegen die Beziehung seines Sohnes mit der "Kindsmörderin", wie er sie nennt, war. Er möchte, dass Alec es zu etwas im Leben bringt und projeziert seine Vorstellung vom perfekten Leben auf seinen Sohn. Trotzdem fiel es mir zwischendurch schwer, Petes starke Reaktion nachzuvollziehen. Mir ist zudem aufgefallen, dass einem die Charaktere trotz eingehender Beschreibungen von Familienhintergründen etc. nicht wirklich ans Herz wachsen und obwohl das Buch in der Ich-Form geschrieben ist, wird einem der Erzähler, also Pete, nicht so richtig sympathisch, was nicht heißt, dass er einem unsympathisch ist, sondern dass man eher ein neutrales Gefühl ihm gegenüber hat.

Wenn man also eine etwas langsamere Entwicklung der Geschehnisse mag und auf "Action"-Szenen verzichten kann, dann kann dieses Buch eine nette Lektüre sein, die einen nicht unbedingt vom Hocker haut, die aber trotzdem ganz angenehm und solide ist.