Hören Sie das leise "plopp"?

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murksy Avatar

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Das ist das Platzen des großen amerikanischen Traums, wie es hier beschrieben wird. Das Buch erinnert an Filme von Altmann oder „American Beauty“, eine vielsschichtige Beschreibung von Personen und Gefühlen. Doch zunächst zum Inhalt.

Das Buch ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern springt vor und zurück, immer erzählt aus der Sicht der Hauptperson Pete. Ich versuche, die Zusammenfassung etwas anders zu gestalten.

Pete ist ein erfolgreicher Arzt, verheiratet, eigenes Haus, Freunde, die ein ähnlich behütetes Leben führen. Und dann endlich die Geburt des Sohnes Alec. Pete, von Grunde auf ängstlich (für ihn ist der Zusammenbruch des sowjetischen Reiches eine Unglaublichkeit, da der geliebte Feind wegfällt), projeziert alle seine Hoffnungen und seine Existenzängste in seinen Sohn. Dessen Weg scheint vorgezeichnet: Studium, Karriere, Familie...ganz dem Vorbild des Vaters folgend. Doch der Sohn schmeißt das College hin, will Künstler werden. Die liebenden Eltern unterstützen den Sohn sogar bei seinen Plänen, geben ihm Zeit. Aber auch die perfekten Freunde der Familie scheinen kein absolutes Familienglück zu finden. Die minderjährige Tochter Laura wird schwanger, bringt das Kind in einer Bibliothekstoilette zur Welt und erschlägt es. Es folgt eine psychatrische Behandlung. Für Pete ist das Mädchen eine Mörderin. Jahre später taucht die mittlerweile 30jährige wieder auf. Zu Pete`s Entsetzen findet sie Kontakt zum deutlichen jüngeren Alec. Und dieser verliebt sich in die verführerische Frau. Für Pete eine Katastrophe. Die Frau scheint alle Hoffnungen auf einen Wandel Pete`s zu zerstören. Zur Überraschung plant Pete aber wieder einen Neubeginn am College. Scheint Laura doch gar keinen so schlechten Einfluß auf Pete zu haben? Pete und seine Frau Elaine haben schon viel durchgestanden. Sogar die Krebserkrankung von Elaine haben sie gemeistert. Vielleicht kommt auch Alec zur Vernunft. Für Pete kollabiert seine Welt, als Pete erneut seine Pläne ändert. Er will mit Laura nach Paris, Künstlerleben und so. Der hilflose Vater stellt Laura zur Rede. Doch die empfängt ihn mit Hohn, erzählt ihm aus ihrer Jugend und den drastischen Umständen des Kindsmordes. Laura erklärt, dass sie Alec braucht, aber nicht liebt. Es kommt zur Katastrophe, Pete rastet aus. Sein Leben gerät vollends aus den Fugen, als auch noch eine ehemalige Patientin stirbt und er ein Verfahren wegen falscher Behandlung befürchten muss. Die heile Welt scheint zu Staub zu zerfallen. Laura und ihre Eltern erheben schwere Vorwürfe, Pete trennt sich von seiner Frau und steht am Abgrund...

 

Ein grandioses Buch, eine mitreißende, tiefsinnige Geschichte um übertriebene Vaterliebe, zu hohe Erwartungen und die Unfähigkeit, seine Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind. Getrieben von seinen eigenen Ängsten wird Pete hoffnungslos überfordert. Er zerbricht an seiner Liebe zu seinem Sohn, der nur sein Leben leben, eigene Entscheidungen treffen will. Die junge Frau dient Pete nur als Symbol des Bösen, wie einst das sowjetische Reich, das den amerikanischen Lebensstil bedroht hat. Laura dient ihm als Entschuldigung für sein eigenes Versagen. Das Buch fesselt, schockiert, läßt den Leser immer wieder innehalten und nachdenken. Die Erzählweise in der Ich-Form führt dazu, dass man immer wieder versucht ist, ähnliche Schwächen bei sich selbst zu suchen. Ein großer amerikanischer Roman, wunderbar erzählt und zutiefst bewegend.