Mir hat das Buch sehr gut

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simone1711 Avatar

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Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Zeitsprünge sind mitunter etwas verwirrend, aber gehören zu der Geschichte dazu und sind auch genau richtig aufgebaut um nach und nach Klarheit zu bringen.

Pete Dizinoff ist Arzt, hat einen halbwüchsigen Sohn, der Maler werden möchte und eine nette Frau. Das einzige Problem der Familie ist, dass Alec sich nicht fürs College begeistern kann und mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist - nicht schön, aber auch nicht ungewöhnlich schlimm. Petes älteste Freunde wohnen mit ihren vier Kindern in der Nähe, eine Familie wie aus dem Bilderbuch mit begabten Kindern, doch die älteste Tochter musste in die Psychiatrie, weil sie eine Schwangerschaft verheimlichte und das Baby bei der Geburt umbrachte. Genau weiß darüber aber keiner Bescheid - nur weil unsicher war ob das Kind überhaupt noch lebte, musste Laura nicht ins Gefängnis. Schon damals war Petes Reaktion eindeutig - während viele andere (auch seine Frau) Mitleid und Verständnis für Laura aufbrachten, war er von ihrer Tat angewidert, schockiert und verurteilte sie dafür.

Als sie nach über 10 Jahren wieder auftaucht, ist Petes Sohn auf Anhieb von ihr fasziniert. Er ist gerade Anfang 20, Laura bereits 30, und schon allein aus diesem Grund hat Pete ein Problem mit der Beziehung. Seine Gefühle ihrer Tat wegen brechen natürlich auch hervor, und so beobachtet er die sich anbahnende Verbindung der beiden argwöhnisch. Als es endlich scheint, als würde Alec vernünftig und mit dem College weitermachen, überrascht er seine Eltern mit der Nachricht, mit Laura nach Paris gehen zu wollen (um dort seine Bilder auf der Straße zu verkaufen). Daraufhin sucht Pete, nachdem das Gespräch mit seiner Frau und Lauras Vater, seinem besten Freund nichts bringt, Laura auf. Diese provoziert ihn mit den grausigen Einzelheiten ihres Kindsmordes und damit, dass sein Sohn eigentlich nur ein Mittel für sie ist, sich sicher zu fühlen. Alecs Zukunft dabei scheint ihr egal zu sein, und so kassiert sie von Pete eine heftige Ohrfeige. Das einzig Richtige wäre gewesen, die Polizei zu rufen und sich zu stellen, doch da er die blutende Laura allein lässt, behauptet sie später, er habe sie vergewaltigt. Es kommt zur Auseinandersetzung in Petes Haus, wo seine Freunde ihn mit Lauras Aussage konfrontieren, und sein Sohn mit ihm bricht.

Zwischendrin ist noch von Roseanne die Rede, einer jungen Frau die aufgrund einer nicht gestellten Diagnose von Pete stirbt - was seine Probleme noch vergrößert, und für seine Reaktionen mit verantwortlich ist, da er sie sehr mochte.

Da die Geschichte in einem sehr guten Stil geschrieben ist, die sowohl die typischen Probleme zwischen Vater und (Teenager-) Sohn einfängt, allgemeine Schicksalsschläge glaubhaft beschreibt und auch Petes Verzweiflung gut schildert, lässt sich das Buch sehr gut lesen. Für mich ist absolut nachvollziehbar wie er versucht, seinen Sohn wieder unter Kontrolle zu bringen und den schädlichen Einfluss von Laura abzuwenden. Man fragt sich wohl, ob seine Sorge nicht übertrieben ist und auch er selber überlegt sich einige Male, den Dingen einfach ihren Lauf lassen zu müssen und zu warten, bis sein Sohn von selber wieder zur Vernunft kommt. Doch spätestens bei Lauras und Petes Gespräch wird klar, dass Petes Sorgen nicht unbegründet sind, und jeder, der selber Kinder hat, wird sein Verhalten wohl nachvollziehen können. Ich fand übrigens nicht, dass an seinen Reaktionen und Taten etwas komplett Verwerfliches war, außer vielleicht Laura zu schlagen, aber es wäre mir in einer solchen Situation schwer gefallen, dies nicht zu tun. Ist Pete wirklich ein extrem kontrollsüchtiger Vater, der seinen Sohn in ein Leben zwingen will, das nicht zu ihm passt? Ich finde sogar, dass er recht gut die Balance hält zwischen seinen eigenen Wünschen und denen seines Sohnes, er unterstützt ihn sogar in seinem Wunsch, Künstler zu werden und akzeptiert, dass er das College verlässt. Dass man sich für sein Kind einen halbwegs guten Schulabschluss wünscht, ist ja nicht ungewöhnlich. Die Geschichte greift auf jeden Fall sehr glaubhaft die Problematik zwischen der Lebenserfahrung der Eltern auf, und der hoffnungsvollen Naivität eines jungen Mannes, der glaubt, die große Liebe gefunden zu haben.