Alles andere als deehmlich

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Als Erwachsener verirrt man sich ja nicht zwingend in Kinder- und Jugendliteratur. „Die ganze Wahrheit (wie Mason Butte sie erzählt)“ ist ein Buch, bei dem man dieses Vorgehen überdenken sollte.

Mason Buttle ist ein außergewöhnlicher Junge: im günstigsten Fall würde man sagen, dass er unter Legasthenie bzw. Dyskalkulie leidet, aber das Problem reicht tiefer, denn bedingt durch seine Lernschwäche ist er anders als die anderen Kinder. Und weil viele Kinder mit „anderen/m“ nicht umgehen können, gehört er nicht dazu und damit beginnen seine Probleme, denn er wird gehänselt und verlacht. Doch einen Freund hat Mason: Calvin, den anderen Außenseiter, der zwar richtig schlau ist, dafür aber körperlich aus der Reihe tanzt. In ihrem Versteck entziehen sie sich den Attacken der „normalen Kinder“. Allerdings ist Masons Glück von kurzer Dauer, denn Calvin stürzt nicht nur vom Baum, nein, Calvin wird von der Polizei dazu vernommen, denn auch ein anderer Freund von Mason verunglückte ...

Mit Mason hat Leslie Connor eigentlich einen Antihelden geschaffen, der ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint mit seinen Werten und dem beim Lesen schnell die Herzen zufliegen werden. Was zunächst klischeehaft anmutet (gutmütiger Trottel), ist es in keinster Weise: denn Connor lässt einen auch an Masons Integrität bzw. Herz aus purem Gold zweifeln (wieso verunglücken denn Masons Freunde „durch die Bank“?). Die meisten Figuren sind sympathisch, denn selbst die AKs (wer die Abkürzung nicht kennt, recherchiere bei Michael Mittermeier) sind nicht durchweg unsympathisch. Die aufgeworfenen Themen sind aktuell und relevant: Es geht um Anderssein und dessen Folgen, Trauer, Werte, Mut zu kämpfen … Doch all das kommt nicht mit erhobenem Zeigefinger oder kompliziert daher, denn die Geschichte wird ja von Mason erzählt, sodass sie sich durch leicht lesbare und gut verständliche Sprache hervorragend (auch) für die Zielgruppe eignet. Und daraus resultiert dann die Erkenntnis, dass nicht immer „das Normale“ gut ist und dass Konfrontation mit seinen Problemen zwar unangenehm ist, aber zur Entwicklung nötig …