Ungewöhnlich und lesenswert!

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Eva Thorwald ist noch ein Baby, als sie kurz nacheinander ihre Eltern verliert. Ihre Mutter Cynthia verlässt sie, weil sie einfach keine mütterlichen Gefühle entwickelt und glaubt, dass Vater und Tochter ohne sie glücklicher sein werden. Also geht sie nach Australien und wird erfolgreiche Sommelière. Sie erfährt nicht, dass ihr Mann Lars kurz darauf an einem Infarkt stirbt.
Eva wird von Onkel und Tante adoptiert und erfährt erst spät von ihren wirklichen Eltern. Das Leben ist hart und voller Entbehrungen, aber es gibt auch Lichtblicke wie die Beziehung zu ihrem Cousin Randy und ihrer Cousine Braque. Beide sind wesentlich älter als Eva und verstehen sie viel besser als ihre Adoptiveltern. Eva ist trotzdem nicht unglücklich, denn sie hat die Leidenschaft ihrer Eltern für den besonderen Geschmack geerbt.
Nichts ist ihr so wichtig, wie ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln und perfekte Gerichte zu kreieren. Und sie ist noch sehr jung, als sie zu einer berühmten und extrem nachgefragten Köchin wird.
Auf dem Weg dorthin begegnet sie einigen Menschen, die für kurze Zeit eine Rolle in ihrem Leben spielen, aber wirklich nah lässt sie nur die Menschen an sich heran, die ihre Leidenschaft für den perfekten Geschmack teilen und natürlich Randy und Braque.

Anders als zu erwarten spielt Eva Thorwald nicht wirklich die Hauptrolle in diesem Roman, denn es gibt keine Ich-Erzählerin und über weite Strecken taucht Eva Thorwald auch gar nicht selbst auf.

Unterteilt in acht Kapitel, die jeweils mit Titeln wie „Zander“ oder „Dinner“ überschrieben sind, werden Abschnitte aus der Sicht der Menschen erzählt, in deren Leben Eva Thorwald zu dem Zeitpunkt eine Rolle gespielt hat. Sei es als Teenagerliebe, als Jurorin bei einem Wettbewerb oder einfach als jüngere Cousine. Dominierend ist Eva Thorwald zumindest in dem Empfinden der Akteure in dem Augenblick nicht unbedingt. Erst im Nachhinein wird die Bedeutung der Begegnung deutlich.
Das ist meist durchaus spannend und faszinierend zu lesen. Gelegentlich stellt sich aber auch die Frage, worauf der Autor eigentlich hinaus will. In der Mitte des Buches waren es denn auch zu viele lose Enden, die den Lesefluss etwas störten. Aber die meisten Fragen werden am Ende beantwortet, das Durchhalten lohnt sich.

„Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens“ ist ein bemerkenswertes Buch: über Liebe, Beziehungen, falsche Zeitpunkte, verpasste Chancen und vielleicht zweite Chancen…

Der Roman ist mit kleinen Einschränkungen wirklich empfehlenswert. Vielleicht sollte man dieses Buch sogar ein zweites Mal lesen, um alle Zusammenhänge wirklich aufzunehmen. Sprachlich würde es sich auf jeden Fall lohnen.