Hokuspokus

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Die promovierte Kunsthistorikerin Wendy Wauters beschreibt in ihrem Buch "Die Gerüche der Kathedrale" die Ergebnisse ihrer Forschungen "Vom Leben im Herzen des mittelalterlichen Antwerpen". Der Untertitel nimmt bereits vorweg, dass es über die spirituelle Dimension hinaus auch um den soziokulturellen Aspekt geht.

Der Autorin ist ein Werk geglückt, welches uns das Leben im späten Mittelalter dank ihrer detailreichen Schilderungen nicht nur besser vorstellen läßt, sondern auch erlebbarer macht.
Die Geschehnisse in der Antwerpener Liebfrauenkirche können stellvertretend für andere Kirchen in Europa stehen und veranschaulichen die Denkweisen und das Lebensgefühl der Menschen in hohem Maße.

Wer gerne kulturhistorische Hintergründe kennt, um das heute besser zu verstehen und intensiver zu erleben, kann staunen, wie viele Riten und Bräuche aus dem Mittelalter heute noch wirksam und wahrnehmbar sind, sowohl innerhalb der Meßzeremonie als auch im alltäglichen Sprachgebrauch.

Besonders interessant erscheint mir das Buch für solche Lesenden, die katholisch sozialisiert wurden und denen infolge dessen die Zeremonien während der Meßfeierlichkeiten und des Kirchenjahres vertraut sind, und das am besten über mehrere Jahrzehnte.
Mir wurde während der Lektüre dieses Buches klar, dass dem Geheimnis des großen „Erfolgs“ dieser Religion eine umfassende Befriedigung sämtlicher Sinneserfahrungen, also nicht nur der olfaktorischen, wie der Titel des Buches nahelegt, zugrunde liegt.