Ach Lila!

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holzfrieden Avatar

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Es ist schwer wieder reinzukommen in die Geschichte, nicht in die Handlung, aber die Personen sind mir nicht mehr so präsent. Da hilft das Lesezeichen mit dem Überblick über Namen und Familienzugehörigkeiten sehr. Noch besser wäre aber eine kurze Zusammenfassung am Anfang des Buches gewesen, andererseits ist es auch irgendwie gut, sich ein wenig anstrengen zu müssen.
Ähnlich wie bei Band 1 brauchte ich etwa 100 Seiten, um wieder so richtig in die Geschichte einzusteigen. Und er hat mich wieder erfasst - der Sog von Ferrantes Erzählweise. Ich muss mich zwingen, langsam zu lesen, damit dieses schöne Buch nicht so schnell endet!
Im Vergleich zum ersten Band wird die Beziehung von Elena und Lina noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Erzählt wird weiterhin aus der Perspektive Elenas. Sie wird oft nicht schlau aus Lilas Beweggründen. Das Thema Gewalt in der Familie nimmt ebenfalls wieder großen Raum ein, obwohl Ferrante es eher beiläufig und wie selbstverständlich erwähnt. Das beeindruckt und schockiert um so mehr.
Lila entwickelt sich zu einer eifersüchtigen Furie, die kein gutes Haar an allem lässt, was Elena gefällt. Die Gründe dafür sind leicht zu erahnen und werden durch das folgende Zitat sehr deutlich, wie ich finde:
"Signora Lina hat mir nicht gefallen. Du bist viel besser als sie, viel schöner und viel klüger. Ich habe auch mit den Sarratores darüber gesprochen, und sie sehen das genauso." "Das sagen sie nur, weil sie mich gernhaben." " Nein, sei auf der Hut Lenù (gemeint ist hier Elena). Ich weiß, dass ihr eng befreundet seid, meine Cousine hat es mir erzählt. Ich will mich nicht in Dinge einmischen, die mich nichts angehen. Aber mir reicht ein Blick, um einen Menschen einzuschätzen. Signora Lina weiß, dass du besser bist als sie, und deshalb hat sie dich nicht so gern wie du sie." (S. 375)

Ferrante erzählt auch in diesem zweiten Band Alltägliches aus dem Leben von Lina und Elena, alles hat man schon tausendmal in anderen Büchern gelesen. Und doch ist man gefangen von der Handlung. Ferrante schreibt einfach wunderbar. Mir bleiben jetzt noch 50 Seiten zu lesen und ich möchte einfach nicht, dass dieses Buch aufhört. EinTrost bleibt: Die nächsten beiden Bände erscheinen noch in diesem Jahr.