Göttliche Rasselbande

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Wer hätte das gedacht: Der Latein- und Griechischunterricht hat sich endlich mal gelohnt, zumindest was die Bekanntschaft mit dem griechischen Pantheon betrifft. Und wer sie vorher nicht gekannt hat - lernt die olympischen Götter in diesem turbulenten Jugendbuch von ihrer menschlichsten Seite kennen: Denn sie stehen einem sympathischen Jungen zur Seite, der eigentlich nur seiner kranken Mum helfen will, aber schließlich nichts weniger als die Welt retten muss.

Elliot Hooper ist ein Zwölfjähriger mit außerordentlichen Problemen: Seine Mum ist dement, sein Vater unbekannt, der Familienhof verschuldet, sein Lehrer Mr Boil so ungerecht, wie nur die schlimmsten Lehrer sein können, und dann fällt auch noch das Sternbild Virgo vom Himmel und verwickelt Elliot in das rasanteste Abenteuer. Gemeinsam mit Virgo befreit er versehentlich Thanatos, den Widersacher der olympischen Götter, der sogleich seinen Weltenzerstörungsplan wieder aufnimmt und sich an Zeus rächen will. Elliot, Virgo und Zeus‘ engste Familie eilen nun durch die Handlung, um Thanatos und seinem irren Bruder Hypnos immer einen geflügelten Schritt voraus zu sein. Dabei enthüllt sich andeutungsweise, dass Elliot von einem tiefen Geheimnis umgeben ist, das ihn zur Schlüsselfigur im Kampf der Götter gegen die Dämonen bestimmt hat. Keine Frage - Elliot und seine göttliche Rasselbande schaffen es in diesem ersten Teil, Thanatos‘ Pläne zu durchkreuzen, und man darf gespannt sein, wie die Geschichte in folgenden Bänden weitergeht.

Maz Evans gelingt es, die antiken Götter mit wahrhaft homerischem Gelächter auszustatten und mit vielen kleinen und großen Einfällen eine fantastische und fantasievolle Geschichte zu erzählen. Die naive Neugier, mit der Virgo die Welt der Sterblichen erkundet, wartet mit den entzückendsten Entdeckungen auf; Hermes als tuntiger Modegott sorgt für anhaltende gute Laune; Zeus als sorgloser Lebemann sowie seine immerfort zankenden Töchter Aphrodite und Athene haben ständig tolldreiste Einfälle; und Hephaistos ist der wahre McGywer unter den Olympiern. Aber auch die Menschen haben ihre herausragenden Köpfe: Die Queen von England rockt den Buckingham Palace, als Hypnos seine Tricks versucht, während die verschlagene Nachbarin Mrs Porshley-Plum sich als weitere, ernstzunehmende Widersacherin beweist.

Dass zum Ende hin die Handlung holterdiepolter ein wenig durcheinander gerät und der Klamauk womöglich zu schrill durch die Seiten zwischen den als Blickfänger gestalteten Buchdeckeln gellt, verzeiht man der bunten Erzähllust der Autorin gern. Auch angesichts solcher Sätze wie dieser:

„Es blieb ein ewiges Rätsel, ob Hypnos blinzeln konnte oder nicht, weil niemand die Augen lange genug aufhalten konnte, um ihm auf die Schliche zu kommen.“ (S. 197)

„Ein Unsterblicher, der seine kardia verliert, kann sterben! Er kann getötet - oder noch schlimmer - Buchhalter werden!“ (S. 57)

„Die Götter sind los“ sind ein witziges, geistreiches Abenteuer nicht nur für junge Leser oder Leser, die vom Lateinunterricht gezeichnet sind, sondern für alle, die einen sympathischen Helden und seine göttliche Rasselbande beim Retten der Welt begleiten wollen.