Absurdidäten, Skurriles aber auch Ernstes

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lunamonique Avatar

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In „Die große Pause – Mein Corona-Tagebuch“ erzählt Autor und Comedian Bastian Bielendorfer aus seinem alltäglichen Leben während der monatelangen Ausnahmesituation.

„Ich muss diese seltsame Zeit irgendwie festhalten, um nicht den Bezug zur Realität zu verlieren, so unwirklich fühlt sich das alles an. Ich beginne mit meinem Corona-Tagebuch.“ Von der Zwangswohngemeinschaft mit Frau, Mops und Schwiegermutter über skurrile Begegnungen bis zur 10km-Challenge, Bastian Bielendorfer plaudert aus dem WG-Nähkästchen und nimmt Absurditäten aufs Korn.

Der Prolog gewährt Einblicke in die Tücken und Herausforderungen einer Kameraprobe. Ob kroatische Allzweckwaffe oder Glücksbringer, es fällt leicht sich in Atmosphäre und Situation hinein zu finden. Offenheit, Ehrlichkeit und Ironie, Bastian mit Stärken, Schwächen und humorvollen Beobachtungsgabe ist einfach sympathisch. Sein Corona-Tagebuch beginnt am 14.März in Berlin kurz vorm Auftritt und drohenden Lockdown. Die Virus-Angst greift um sich. Veränderungen sind spürbar. Erst mit seiner Abreise nach Köln und den täglichen Herausforderungen nimmt der Unterhaltungswert zu, und der Comedian in Bastian kommt richtig in Fahrt. Köln hat Skurriles zu bieten. Fast noch mehr Lacher produzieren die Telefongespräche mit Papa. Eigenarten, Sturheit und Eigensinn haben Trumpf. Da wird auch mal gerne auf Durchzug geschaltet. Überhaupt steht die Familie sowieso an erster Stelle und rückt zusammen. Manchmal unfreiwillig. Der ein oder andere Kompromiss in der anhaltenden Ausnahmesituation muss her. Hyperaktivität der Schwiegermutter kann schon mal zum Problem werden. Es werden aber auch ernste Themen wie Lieblingsvirologen, Merkel, Trump und Verschwörungstheorien abgehandelt. Für Pausen-Spaß sorgt Mops Otto, der über ausgeprägte Tröst- und Kampfgene verfügt. Vergleiche und Beschreibungen sind bühnenreif und wecken Erinnerungen an Zeiten als Gast im Publikum. Im letzten Buchdrittel wird noch einmal an den Lachmuskeln gekitzelt, bis es zum Ende des Epilogs „Der leere Stuhl“ ernster zugeht und ein Verlust zu Tränen rührt.

Das Cover setzt Titel und Komiker mit einem kleinen Detail humorvoll in Szene. Der Comedian ohne Starallüren hat Anziehungskraft. „Die große Pause – Mein Corona-Tagebuch“ braucht ein paar Tagebucheinträge um auf Spaßlevel zu kommen. Humor und Statements zeigen Komiker-Persönlichkeit und sind treffsicher. Skurrile Erlebnisse wecken eigene Erinnerungen. Wird es eine Fortsetzung geben? Herbst und Winter haben noch einige Absurditäten parat.