Das Amulett mit der Frau im Strahlenkranz

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hennie Avatar

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„Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ von Oliver Pötzsch ist bereits der siebte Band einer Historienreihe. Für mich war es das allererste Buch über die Henkerstochter. Ich fühlte mich von der 655 Seiten umfassenden Geschichte von Beginn an auf angenehme Weise vereinnahmt. Sofort war ich mittendrin im turbulenten Geschehen des 17. Jahrhunderts.
Der Roman beginnt dramatisch an einem Sommertag des Jahres 1649 in München. Ein junges Mädchen erwacht in einem kalten, feuchten, erbärmlich stinkendem Verlies. Der Ort ist ihr fremd. Sie wurde gefesselt und geknebelt. Wer hat ihr das angetan? Bald merkt sie mit heillosem Erschrecken und tiefer Angst, dass sie eingemauert wird. Warum? War sie jemandem zu lebenslustig?
Dann erfolgt ein Zeitsprung – mehr als 20 Jahre später - , ins Jahr 1672.
Magdalena, die Tochter des Schongauer Scharfrichters Jakob Kuisl und inzwischen die Ehefrau des Stadtarztes Simon Fronwieser, wörtelt sich heftig mit dem Lehrer Weininger. Ihr neunjähriger, begabter Sohn Peter war wieder einmal blutig geprügelt worden von den reichen Patrizierkindern. Der Makel der ehrlosen Abstammung klebte auch an ihm. Währenddessen tollt der 60jährige Jakob Kuisl, der Henker, mit seinen Enkeln Paul und Sophia auf dem Eis. Er ist voller übermütiger Freude, dass er in den Rat der Zwölf aufgenommen wurde. Demnächst findet das Treffen der berühmtesten und besten Henker Bayerns in München statt. Seine ganze Familie, bestehend aus den beiden Töchtern Magdalena und Barbara, seinem Schwiegersohn und den drei Enkeln, soll ihn dorthin begleiten.
Kaum in München angekommen nach einer nicht ungefährlichen Floßfahrt auf der Loisach und der Isar, stapft Kuisl in eine heruntergekommene Siedlung. Dort findet er als erstes die Leiche eines jungen Mädchens. Und schon ist er wieder mittendrin im Sog des Ermittelns...

Die mitunter temporeichen Handlungen sind sehr vielfältig und führen alle bei einem Mitglied der Kuisl-Familie wieder zusammen. Jeder spielt eine wichtige Rolle bei den verschiedenen Unternehmungen, die der Aufklärung der Mädchenmorde dienen. Dabei gibt es sehr gefährliche Situationen zu überstehen. Die Geschichte endet für den Mörder dramatisch und mit überraschendem Ausgang. Für die Familie Kuisl gibt es am Schluß so etwas wie ein Happy-End. Und damit wohl in nächster Zeit einen achten Band!? Ich würde mich sehr freuen.
Der Autor schreibt sehr lebendig über die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen im 17. Jahrhundert. Seine Charaktere wirken natürlich und sehr anschaulich (z. B. Meister Hans mit weißem Haar und roten Augen). Ihre Sprache ist teilweise deftig, direkt und schnörkellos.

Als schöne Zugabe empfinde ich die Stadtkarten Münchens und die Dramatis Personae im Vorspann des Buches. So behält man leichter den Überblick über die Vielzahl der handelnden Personen. Es sind immerhin annähernd vierzig.
Im Anschluß erwartet den Leser ein „Kleiner Münchner Stadtführer“. Man merkt „Der Henkerstochter“ die gründliche, detail- und aufschlußreiche Recherche an und Oliver Pötzsch die Liebe zu seiner Heimatstadt München.
Fazit:
Band 7 ist für mich ein besonders gelungener, unterhaltender, historischer Roman! Das Schöne ist, ich kannte die Vorgänger nicht und hätte auch nicht bemerkt, das es welche gibt. Es ist ein eigenständiges Werk.
Meine Bewertung: fünf von fünf Sternen