Persönliche Probleme für die Hurenkönigin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
pmelittam Avatar

Von

Ursel Zimmer, die Hurenkönigin, lässt diesesmal das Unheil selbst in ihr Leben, in Gestalt zweier Wanderhuren aus Ulm, Mutter und Tochter, die beide Mitglieder des uralten Venusorden sind. Beide bringen Ursels Leben ziemlich aus der Bahn. Als es dann auch noch einen Toten gibt und eine der beiden des Mordes verdächtigt wird, weiß Ursel selbst nicht mehr, wem sie trauen kann.

Ursel Zimmer ist in meinen Augen eine schwierige Protagonistin, einerseits eine starke Frau, als Chefin eines Hurenhauses – und damit Gildenmeisterin – muss sie das wohl sein, andererseits theriaksüchtig, sehr emotional und manchmal leicht manipulierbar. Das macht sie menschlich und das mag ich auch an ihr, manchmal wirkt es auf mich aber auch etwas übertrieben und dann ärgere ich mich über sie. So nehmen die Probleme, die Ursel in diesem Band mit ihrem Geliebten Bernhard von Wanebach hat, in meinen Augen etwas zu viel Raum ein und wären zudem eigentlich unnötig.

Das Buch wartet mit einigen interessanten Charakteren auf, wobei Ursula Neeb jeden einzeln einzigartig gezeichnet hat, sei es der Knecht des Hurenhauses, sei es die Mutter des Arztes, sei es die Familie des Ermordeten. Besonders gut gezeichnet fand ich den Untersuchungsrichter Fauerbach, noch jung aber mit Prinzipien muss er sich gegen allerlei Unbilden durchsetzen. Seine weitere Entwicklung zu verfolgen fände ich interessant. Meine Lieblingsfigur in diesem Band ist aber ganz klar Irmelin, die mich tatsächlich überraschte und wohl doch nicht ganz so alt ist, wie ich immer dachte.

Interessant auch der Venusorden, der differenziert, also sowohl positiv als auch negativ, dargestellt wird, was, wie ich denke passt, der genannte Orden ist zwar wohl fiktiv,aber denkbar, und dass seine Prinzipien so oder so ausgelegt werden könnten, kann ich mir auch gut vorstellen ebenso, dass er der Kirche zur damaligen Zeit ein Dorn im Auge gewesen sein könnte.

Der Kriminalfall bietet gute Möglichkeiten mitzuraten, der Autorin ist es auch gelungen, falsche Fährten zu legen und obwohl mir die Auflösung eigentlich schnell klar war, habe ich doch öfter geschwankt, ob es nicht doch anders sein könnte. Allerdings ist es hier weniger Ursel, die im Mordfall ermittelt (im Gegensatz zum Vorgängerband) sondern Fauerbach, Ursel ist viel zu sehr mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt.

Dieser Band gefällt mir nicht ganz so gut wie sein Vorgänger (den ersten habe ich noch nicht gelesen), was vor allem an Ursel selbst liegt, deren Handlungen ich nicht immer nachvollziehen kann und die mir manchmal auf die Nerven geht.

Der dritte Roman mit Ursel Zimmer könnte auch der letzte sein, mir kommt es auf Grund des Epilogs fast so vor. Ich finde das ganz gut, die Autorin kann sich meiner Meinung nach ruhig einmal wieder eine andere Protagonistin und vielleicht auch eine andere Zeit vornehmen, sicher hat sie noch viele interessante Geschichten zu erzählen.