Die Illusion des Getrenntseins

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leni. Avatar

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Bereits der Titel wirft bei mir die Frage: Warum ist ‚Getrenntsein‘ eine Illusion und nicht die Realität? Dieser Titel erweckt mein Interesse, es bringt mich dazu das Buch lesen zu wollen. Auch das Zitat „Wir sind hier um aus der Illusion des Getrenntseins zu erwachen.“ unterstützt meine Neugierde.

Das Buch handelt von Martin, der, selbst schon betagt, in einem Altersheim arbeitet. Seine Lebensgeschichte wird zunächst stark gerafft dargestellt: Seine Geburt ist rätselhaft, er wurde seinen Eltern im Krieg übergeben, sein Studium brach er ab und arbeitete im Café seiner Eltern. Seine ‚wahre‘ Herkunft kennt er nicht, außer den Hinweis, er sei Jude.

Erzählt wird aus der Sicht eines Beobachters. Es wird nur das berichtet, was man ‚von Außen‘ mitbekommen kann. Einen Einblick ‚in‘ die Person (mit Gedanken und Gefühlen) wird nicht gegeben. Deshalb wirkt die Erzählung zu den Personen distanziert; man erhält wenige Informationen über die Personen. Im Fokus steht natürlich Martin, dessen Vergangenheit in rascher Abfolge Stichpunktartig beleuchtet wird. Das schnelle Erzähltempo wird allerdings durch näherbeleuchtete Situationen, wie zum Beispiel der Überraschung im Café entschleunigt. Ich fühle mich beinahe wie Martin, der nur Bruchstücke seiner Lebensgeschichte weiß, nicht weiß wer er selbst ist oder wo er herkommt. Die Situationen im Altersheim hingegen, die Martin
bewusst erlebt, werden näher beschrieben und sind detailreicher.

Meiner Meinung nach ein guter Spannungsaufbau in den ersten Seiten und wundervolle Komposition der Erzählweisen. Desweiteren wurde in der Leseprobe bei mir Neugier geweckt durch das Spannungsverhältnis zwischen dem vorangegangenen Zitat eines buddhistischen Mönchs, der jüdischen Herkunft des Hauptprotagonisten und des immer wieder angedeuteten Lebens nach dem Tod.
Ich kann ich nur wiederholen: Ich würde es lesen wollen.