Geheimnisvolle Familienbande

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1889. Der Tod ihres geliebten Vaters hat Clara aus der Bahn geworfen, nicht einmal ihre Leidenschaft für die Malerei kann sie ablenken. Als ihre Mutter, zu der sie schon immer ein etwas gespanntes Verhältnis hat, nach dem Trauerjahr wieder heiraten will, ist Clara außer sich. Ihr neuer Stiefvater ist ihr zuwider, denn er mischt sich in ihr Leben ein. Der Versuch, sie in eine Ehe zu drängen, führt Clara in das Haus ihres Onkels nach Bremen, wo sie auf Paul Rautenberg trifft, den sie schon bald darauf heiratet und mit ihm nach Hawaii reist, wo Paul arbeitet. Doch die Ehe ist nicht von Glück gekrönt…
Über ein Jahrhundert später ist die Anwaltstochter Leonie immer noch unschlüssig, was sie beruflich machen möchte. Immer wieder verlässt sie die Geduld, eine Ausbildung zuende zu bringen. Der Job in einem Hotel auf der hawaiianischen Insel Kauai soll es nun endlich sein. Doch auch hier nutzt sie ihre Chance nicht und ist nun völlig auf sich allein gestellt. Die Bekanntschaft mit dem Einheimischen Nakoa bringt ihr das Land ihrer Ururgroßeltern näher und schon bald forschen sie gemeinsam in der Vergangenheit ihrer Familie und stoßen auf ein Geheimnis…
Die Autorinnen Christiane Lind und Julia K. Rodeit haben ihr Schreibtalent zusammengelegt und mit „Die Insel der vergessenen Träume“ einen berührenden und fesselnden Roman vor der anmutig-exotischen Kulisse Hawaiis vorgelegt, der dem Leser nicht nur eine romantische Liebesgeschichte bietet, sondern auch mit fundiertem historischen Hintergrundwissen einiges an interessanten Informationen liefert. Der flüssige, gefühlvolle und bildgewaltige Schreibstil lässt den Leser schnell in die Seiten abtauchen und das Kopfkino einschalten, um nicht nur den beiden Protagonistinnen über unterschiedlichen Zeitebenen zu folgen, sondern auch einiges über die Geschichte Hawaiis zu erfahren. So wird der damals dort betriebene Zuckerrohranbau in die Handlung eingebaut, bei dem die Ureinwohner von den deutschen Siedlern regelrecht versklavt und ihrer Kultur regelrecht beraubt wurden. Die wechselnden Perspektiven, die mal in die Vergangenheit, mal in die Gegenwart führen, lassen den Spannungspegel immer weiter steigen und eröffnen dem Leser nach und nach ein altes Familiengeheimnis. Die Landschaftsbeschreibungen sind so malerisch wie detailliert und ermöglichen dem Leser einen wunderschönen Kurzurlaub auf der hawaiianischen Garteninsel, die mit ihrer exotischen Blumenpracht zum Träumen einlädt.
Die Charaktere wurden liebevoll inszeniert und mit Leben versehen. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie glaubhaft und authentisch, lassen den Leser nahe an sich heran, so dass er sich ihnen verbunden fühlt und mit ihnen hoffen, bangen und fiebern kann. Clara ist eine intelligente, warmherzige und feinsinnige junge Frau, deren Selbstbewusstsein und Stärke sich im Verlauf der Handlung immer mehr herauskristallisiert. Leonie ist ein unsteter Geist, die sich noch immer ausprobiert und ihren Platz in der Welt sucht. Sie wirkt zuerst verunsichert, obwohl sie das nach außen nicht projizieren will, doch die ständige Suche nach dem Optimum lässt sie unruhig und wenig selbstbewusst wirken. Erst nach und nach wächst sie an ihren Erfahrungen und strahlt dadurch mehr und mehr Selbstsicherheit aus, die ihr für den weiteren Weg Mut und Kraft spendet. Ebenfalls spielen Paul und Nakao wichtige Rollen in der Geschichte, tragen sie doch zu einigen Wendungen bei, die den Verlauf der Handlung spannend machen.
„Die Insel der vergessenen Träume“ ist ein Leckerbissen für alle, die Geschichten auf mehreren Zeitebenen lieben, gut recherchierten historischen Hintergrund zu schätzen wissen und sich gern an exotische Plätze träumen, um dort vor bildgewaltiger Kulisse das Romantikerherz höher schlagen zu lassen. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung verdient!