Falsche Richtung, irgendwie

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
herbstrose Avatar

Von

Gideon, 27jähriger Sohn einer begüterten jüdisch/amerikanischen Familie, hat es noch nicht weit gebracht. In New York bestreitet er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von kleineren Artikeln für diverse Magazine. Dann zieht er zu seinem Bruder nach San Francisco, wo er sich auf dessen Kosten ein angenehmes Leben macht. Er „erschleicht“ sich ein Stipendium und geht nach Berlin. (O-Text: „Ich bewarb mich um ein Fulbright-Stipendium, weil ich den Segen so einer Institution zumindest für nützlich hielt. Mein Vorhaben – irgendein Aufsatz über junge deutsche Romanautoren der Gegenwart, über die ich nicht das Geringste wusste, und den ich nie zu schreiben gedachte – kam an. Genau das war es, was die Bewerbungskommission hören wollte, und ich bekam die Zusage.“) Dort setzt er sein gewohntes Leben fort, tagsüber mit Nichtstun, abends besucht er diverse Vernissagen, Partys und Eröffnungen, die Nächte verbringt er zugedröhnt in angesagten Bars.

Als Gideon nach einem Jahr das Geld ausgeht, besucht er seinen Freund Tom in Tallin. Es geht weiter wie gehabt und im Rausch beschließen sie, den Jakobsweg zu begehen. Dort haben sie zunächst nichts Besseres zu tun, als über die anderen Pilger zu lästern. Besonders die Deutschen haben es ihnen angetan. Hauptthema über weite Strecken sind Toms Blasen an den Füßen, seine Angewohnheit zum Frühstück Rotwein zu trinken und Gideons schwuler Vater, worüber schier endlos lamentiert wird. Dabei kommen sich die Beiden auch noch überaus intelligent und cool vor.

Endlich in Santiago de Compostela angekommen, sind sie zunächst ergriffen von ihrer Leistung. Dann in Paris geht das Saufen wieder los und Gideon hat die Idee, ein Buch zu schreiben. Doch es gibt schon viele Bücher über den Jakobsweg, u.A. auch von einem „bekloppten deutschen Fernsehkomiker“ (O-Text). Er will mehr, und so pilgert er denn weiter, zunächst in Japan und später in der Ukraine – doch eine Erleuchtung wurde ihm nicht zuteil.

Fazit: Ein langweiliges Buch, uninteressant geschrieben mit langen, teils schon sehr verschachtelten Sätzen, wirren Gedankengängen und sehr in die Länge gezogener Handlung. Einzige Lichtblicke waren die teils sehr schönen Landschaftsbeschreibungen in Spanien, die sogar manchmal so etwas wie Fernweh aufkommen ließen, und Gideons sympathischer Großvater Max, der ihn in Japan eine kurze Strecke begleitete. Als sich dann Max von Gideon verabschiedete, habe ich mich auch vorläufig verabschiedet – vom Buch! Vielleicht lese ich den Rest irgendwann einmal. Leider hat mich die Geschichte nicht berührt, geschweige denn unterhalten, ich empfand es als Zeitverschwendung.