Ohne Ziel

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murksy Avatar

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Eine Pilgerreise. Was bewegt einen dazu? Ist es die ultimative Sinnsuche? Der Drang, seinen Horizont zu erweitern? Manch einer macht es aus religiösen Gründen, andere erhoffen sich Heilung. Unser Titelheld, ein Ameikaner, der in Berlin das Nachtleben genießt und so alles mitmacht, was die Welthauptstadt der Moderne zu bieten hat. Ein Leben scheinbar sorgenlos, genügend Geld für das ausschweifende Leben scheint da zu sein, One-night-Stand reiht sich an one-night-stand. Was fehlt, ist ein Ziel. Wo soll das leben hinführen. Zumindest hat der Mann die Möglichkeit der Wahl, Amerika, Asien, Europa...was kostet die Welt, bzw. was interessiert mich die Zukunft. Arg planlos wirkt die Welt des Mannes, übersättigt und überlastet von den Versuchungen der Welt. Langeweile und Haltlosigkeit machen sich breit. Und da das Pilgern voll im Trend liegt...warum nicht den Jakobsweg gehen? Auch ohne richtige Vorstellung geht es also an die Aufgabe des Weges. Man trifft Menschen, die ausunterschiedlichen Gründen den Weg bewältigen wollen. Auch variiert die Art der Fortbewegung und die Streckenlänge, je nach Beweggrund. Für manche Pilger ist die Bewältigung des Weges einfach ein versuch, den Trend mitzugehen. Auch wird sich unser Erzähler nie wirklich darüber klar, was er sucht. Sein bisheriges Leben, dass ihm letztendlich leer und sinnlos vorkommt, wird auch durch den Jakobsweg nicht gefüllt. Also auf zur nächsten Pilgerschaft, Japan. Eine Insel, die berüchtigt für ihre Tempel ist. Doch auch hier wirkt das Pilgern nur wie ein ablaufen von Strecke, damit man es einfach gemacht hat. Weder spirituelle noch andere nachvollziehbare Gründe treiben unseren Mann an. Es gibt wieder Begegnungen unterschiedlichster Art. Und wieder wird auch der Weg abgehakt. Die letzte Pilgerreise will der junge Mann mit seinem Vater machen. Diesmal eine traditionell jüdische Pilgerreise. Obwohl nicht allzu religiös erhofft sich unser "Forrest" endlich eine Aussprache mit seinem Vater, der sich irgendwann zu seinem Schwulsein bekannt hat und sein Sohn das als Verrat ansah. Und zumindest hier scheint die Pilgerschaft für etwas gut zu sein. Die Beiden kommen sich näher, klären die Fronten.
Ein moderner Roman in einer modernen Erzählweise, Reality für die Leserschaft mit einem aktuellen Thema. Doch genau wie eine Pilgerschaft zieht sich auch das Buch in die Länge. Als Reisebeschreibung zu ungenau, langweilt das Aufzählen diverser Stationen oder Tempel doch sehr. Auch ist die gelangweilte Haltung des Pilgers störend. Es gibt soviel Sinnvolles zu tun. Aber in unserer überfrachteten, gesättigten Welt müssen eben Pilgerschaften oder Bergbesteigungen die Leere füllen. Weder ein Buch, das mich zum Pilgern inspiriert, noch ein Buch, das wirklich mitreißt. War leider nicht so mein Fall.