Göttlich komisch und herrlich absurd

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bildersturm Avatar

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Nebenan wohnt also ein Känguru. Hm ... okay. 

Stop! Moment mal. Ein Känguru? 

Ja. Finde dich damit ab.

Und so beginnt eine bunte Überraschungstüte voller kurzer Alltagsgeschichten und pointierter Beobachtungen, die für all diejenigen, die bereits die entsprechende Radiokolumne gehört haben, vermutlich gar nicht so überraschend daherkommt, für mich als Känguru-Anfänger aber ein Feuerwerk absurder Einfälle bereithält, die auch ohne akustische Interpretation zünden.

Ich kann verstehen, dass einige Leser die mangelnde Bodenhaftung von Klings überspitzten Anekdötchen bemangeln, aber genau das macht ihren Wert aus. Selten waren Dialoge so knochentrocken lapidar und treffend lakonisch zugleich, und Kling beweist hier, dass er vor allem ein Meister des Timings ist: Die grotesken Alltagsmomente in den Gesprächen zwischen dem Ich-Erzähler und dem Känguru werden präzise eingefangen und tragen so (ungewöhnlich für den allegorischen Ansatz der Geschichte) zur Charakterisierung der beiden Protagonisten bei. Dabei trumpft besonders das Känguru als moralfreier Antiheld mit Scheißegal-Attitüde auf, egal ob es plakativ einen Müllbeutel durchs Kinokassenfenster stopft oder per Ausschlussverfahren vor der Parteizentrale der Grünen ein Fahrrad klaut. Ein frech-satirischer Triumph deutscher Comedy und eine liebevolle Anarcho-Fabel gleichzeitig. Wer seine Bücher stringent, realistisch und vor allem mit durchgehender Geschichte bevorzugt, wird hier eher nicht so glücklich werden - alle anderen sollten von der Leseprobe eigentlich restlos überzeugt sein. 

Ich jedenfalls kann kaum noch erwarten, wie es weitergeht mit den Känguru-Chroniken ...