Herrlich böse Berichte aus einer ungewöhnlichen WG

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sillesoeren Avatar

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Schon in der Kennenlernszene habe ich mich in das Känguru verliebt. Solche Leute kenne ich auch! Der Autor kann es so herrlich auf die Spitze treiben: Das Känguru will Eierkuchen backen, hat aber keine Eier. Ich würde mich ja dann für ein anderes Gericht entscheiden, aber dieser Bursche bringt es auf nervtötende und aufdringliche Weise fertig, sich ALLE Zutaten einschließlich der Hardware zu schnorren! Dass das "süße" Tierchen schon ein paar Seiten später beim Erzähler einzieht, wundert mich nicht.

Der Titel passt gut. Chroniken sind eben etwas anderes als ein Roman, in Chroniken werden einzelne Szenen des Alltags gesammelt ohne den Anspruch eines direkten Zusammenhangs zu haben oder auf einen erzählerischen Höhepunkt hinzusteuern. Der Autor bringt mich zum Lachen, zu einem im Hals steckenbleibenden Lachen, das ich auch so sehr aus dem britischen Humor schätze. Sozial- und Gesellschaftskritik wird subtil verpackt, die herrschenden Zustände z.B. bei nervigen Telefonumfragen perfide mit einer 0900-Nummer ad absurdum geführt. Bei der Aussage, in der EU werde so lange abgestimmt, bis das Ergebnis passt, musste ich dann doch schlucken. Manche vom Känguru ausgesprochene Wahrheiten treffen leider nur zu gut zu.

Diese vielen kleinen Episoden waren mir eine hinreißende Klolektüre, die einzelnen voneinander losgelösten Geschichten sind wegen ihrer Länge für diesen Leseort einfach ideal. Weiterer Vorteil dieses langsamen, gestückelten Lesens ist, dass ich eine Überdosierung vermeiden konnte. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch, am Stück gelesen, dann doch zu albern und flach rüber kommt. Punktabzug gibt es für die langweiligen Gedichte - oder sind sie gar nicht langweilig und ich verstehe nur ihren Sinn nicht???