Tierische Revolution

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friedrich Avatar

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Es klingelt an der Tür, und dem Ich-Erzähler steht ein Känguru gegenüber, was ihn zwar ein wenig befremdet, dann aber offenbar nicht weiter zu stören scheint. Zwar ist das Känguru in die Nachbarwohnung eingezogen, aber schon bald zieht es zum Erzähler in die Wohnung. Was die beiden erleben und vor allem denken, das wird uns auf 264 Seiten erzählt.

Wer eine spannende Romanhandlung erwartet, wird enttäuscht. Marc-Uwe Kling lässt uns in 83 kleinen Episoden am Alltag der ungewöhnlichen WG teilhaben. Das Känguru ist politisch tiefrot, propagiert die Anarchie, sucht seinen Vorteil und dreht alles genauso, wie es ihm passt. Es tut das, was auch der sogenannte "Kleine Mann" gerne einmal tun würde, z. B. die Polizei ganz unverschämt verunsichern oder einfach die Verhältnisse gehörig auf den Kopf stellen und den sprichwörtlichen Spieß einmal umdrehen. Das Känguru bietet dem Leser eine Identifikationsmöglichkeit und vermittelt geschickt Kritik an den verschiedenartigsten Phänomenen unserer Gesellschaft. Mal sind die kleinen Episoden nur ironisch, dann parodieren sie, sie karikieren und bisweilen findet sich in ihnen bitterste Satire. Eben all das, was man von einem unterhaltsamen Kabarettisten erwartet. Leider bleibt er oft ein wenig unverbindlich.