Kling scheitert an der eigenen Messlatte

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Ich will es mögen! Aber ich muss bedauerlicherweise sagen, dass die „Känguru-Offenbarung“ tatsächlich der schwächste Band der „Trilogie“ ist. Dabei möchte ich Marc-Uwe Kling keinesfalls unterstellen, nur Geld verdienen zu wollen. Obwohl…. Wie sagt er selbst so schön in dem Buch? „Gibt es einen vierten Teil? Nur wenn ich keine anderen Ideen habe und dringend Geld brauche.“
:-)
Wenngleich es seiner Kunstfigur entspricht, phlegmatisch und gelangweilt rüberzukommen, kenne ich doch keinen Künstler, der sich im Rampenlicht zurückhaltender und bescheidener gibt. Allein ums Geldverdienen ging es hier wohl eher nicht.
Dreimal hintereinander bei 100 Prozent zu landen war wohl dennoch wenig wahrscheinlich.

Tatsächlich greift Kling in der Känguru-Offenbarung erstaunlich oft auf Spitzen früherer Veröffentlichungen zurück. Was vermutlich gewollt ist, wirkt jedoch vielmehr gewollt.
Auch die Dialoge besitzen häufig nicht den intellektuellen Feinschliff, den man von ihm gewohnt ist; sie wirken konstruiert (klar, das sind sie ja auch – aber bestenfalls sollte man den Gedanken daran beim Hören verlieren) und der Verlauf einiger Episoden ist - gerade zum Ende hin - doch recht wirr.
Eher flach sind die Psychiaterschwenke, die Wortbedeutungsvertauschungen ala erotisch statt ironisch und die Star-Wars-Anspielungen.

Alles in allem gehen Kling leider auch ein wenig die Persönlichkeiten seiner Protagonisten verloren. Wo ist die hinterhältige Liebenswürdigkeit des Kängurus hin? Warum blafft es ständig rum? Versucht es mit Lautstärke zu überspielen, was an leisen Tönen fehlt?

Fazit: Nach zwei grandiosen Büchern war die Messlatte vielleicht zu hoch. „Die Känguru-Offenbarung“ schwächelt im Vergleich allzu sehr. Einige Kapitel (insbesondere in der ersten Hälfte) sind gewohnt genial, das gros aber bleibt kaum hängen.